Go Schoppe, Go!

Das ist als Anfeuerung zu verstehen nicht als ein „verpiss Dich“, welches mir von einem anscheinend hauptberuflichen Kommentator (Leszek) auf meinen lobenden Kommentar in Schoppe’s Blog gleich entgegen schallte.

Schoppe beschäftigt sich mit der Tatsache, dass Argumente linker Maskulisten, wie sie z.B. in Arne Hoffmann’s „Plädoyer für eine linke Männerpolitik“ formuliert sind, keine Chance auf Akzeptanz bei „Die Linke“, SPD und „Bündnis 90/Die Grünen“ haben, ja dort oft nicht einmal Gehör finden. Anstatt Entschuldigungen für den Misserfolg bei anderen zu suchen (nach dem Motto: die lautstark herum motzenden „Stahls“ dieser Welt sind schuld) schaut er mal ins eigene Lager. Mein Lob begann mit: „Vor einiger Zeit hatte ich mir mal gewünscht, dass die „linken Maskulisten“ eher mal den sogenannten Linken in den Arsch treten sollten, anstatt sich fortwährend über angeblich rechtes Gedankengut von Konservativen oder Rechts-Liberalen zu echauffieren. Schön dass ihr das jetzt tut (Kopf tätschel, Backen streichel 😉 )“.

Doch ich konnte nicht umhin – mein innerer Shitlord ist schuld 😉 – herauszufinden, inwieweit sich die von Schoppe zitierten linken Kritiker der „postmodernen Linken“ nicht doch mit den Postmodernen identifizieren. Das Zauberwort war „Kultureller Marxismus“. Leszek, djadmoros und crumar sprangen sofort aus der Mottenkiste und gaben mir ihre Version von Trigglypuff. Wie die weitere Diskussion zeigte sind die drei Kommentatoren und auch Schoppe bezüglich der Autoren der Frankfurter Schule sehr belesen und verteidigen deren Thesen zum Teil (oft ist es nur ein Cherrypicking der genehmen Autoren oder Passagen). Ich habe Marx zum großen Teil gelesen, von den Frankfurtern hauptsächlich Marcuse, da er politisch am wirksamsten war und auch halbwegs verständlich formuliert. Manchmal lasse ich mich dazu hinreisen zu sagen, dass Marx und Marcuse in der Analyse der Probleme ja richtig liegen, aber ich bewerte deren Schlussfolgerungen i.d.R. als falsch, nutzlos, zerstörerisch, usw. Aber ich wollte hier ja Schoppe’s Artikel loben und nicht niedermachen. Allerdings habe ich Bedenken wie ernst die das wirklich meinen mit ihrer Kritik an den Postmodernen, angesichts der gezeigten Reaktionen.

Was fand ich gut an Schoppe’s Artikel, was hätte Diskussionsbedarf und was ist mir zu kurz gedacht

Schoppe beginnt mit vielen Zitaten, wobei ich das von Sebastian Müller aus dem Bohemien-Artikel als sehr charakteristisch für die derzeitige linke Politik empfand:

Streng genommen hat der Transformationsprozess innerhalb der Linken, den Merkel skizziert, nur noch wenig mit „Links“ zu tun. Er ist schlicht Ausdruck eines (neo)liberalen Mainstreams, garniert mit einer Prise grünen Lifestyles. Er ist das Ergebnis einer neoliberalen Durchdringung kultureller, individueller und gesellschaftlicher Lebenswelten und Realitäten, die auch die „Linke“ seit einem knappen halben Jahrhundert erfasst hat. Heraus gekommen ist eine Generation, der nicht nur das Bewusstsein für diesen Prozess fehlt, sondern auch dafür, dass sie selbst, ganz im Sinne „Mirowskis“, neoliberal ist und denkt.

Sebastian Müller bezieht sich dabei auf einen Artikel von Wolfgang Merkel, Professor für Politikwissenschaft:

Die Linke hat sich eben kosmopolitisiert und, wie gesagt, ihren politischen Schwerpunkt auf eine kulturelle Ebene verlagert, und eben auf dieser Ebene unterscheiden sich die Milieus der hoch und weniger Gebildeten deutlich voneinander.

In Merkel’s anderen Ausführungen erkennt man gleich, dass er eine Links-Demagoge ist und viel mit linken Kampfbegriffen operiert:

[…]ist die Positionierung der Rechtspopulisten keinesfalls einheitlich.

[…]

Was sie jedoch eint, ist ein konsequent anti-europäischer Kurs sowie eine klar national-chauvinistische Ausrichtung.

Die Feststellungen sind deshalb wichtig, weil all jene die sich ein linkes Label aufkleben im Grunde Neoliberale Politik akzeptiert haben und sich wenig mit realpolitischen Inhalten sondern mit ihrer angestrebten Dominanz der Kultur beschäftigen. Das ist ein Ergebnis des geschickten Meinungsmanagements der Neoliberalen Eliten, welche die Unterklasse der Abgehängten mit sozialen Wohltaten korrumpiert und abhängig macht, um sich selbst weiter die Taschen vollstopfen zu können, alles bezahlt von den Arbeitswilligen und -fähigen.

Die Verlagerung der Aktivitäten der „Linken“ von der politischen auf die kulturelle Ebene macht strategisch sogar Sinn. Die Kausalkette ist nämlich Technik (und Kunst) → Kultur → Politik. Um mal wieder Wikipedia zu zitieren:

Kulturleistungen sind alle formenden Umgestaltungen eines gegebenen Materials, wie in der Technik oder der bildenden Kunst, aber auch geistige Gebilde wie Musik, Sprachen, Moral, Religion, Recht, Wirtschaft und Wissenschaft.

Damit kann ich auch erklären, dass ich den Begriff „kulturellen Marxismus“ nicht nur zur Triggerung, sondern auch wortwörtlich so gemeint, eingebracht habe. Marcuse hat sich mehr mit direkter Einflussnahme auf Politik und politische Aktionen beschäftigt. Adorno z.B. hat sich sehr der Kunst und Musik zugewandt, um durch Einflussnahme auf die Kultur zukünftiger Politik den Boden zu ebenen. Wenn z.B. Beyonce’s Lieder mit vielen feministischen und ‘black power’ Inhalten durch Obama als amerikanische Kulturleistung hervorgehoben werden, ist das eine infinit rekursive, selbstverstärkende Propaganda um die herrschende Kultur weiter zu etablieren. Der Versuch die Sprache zu vergendern, mit Binnen-I’s, Sternchen und Unterstrichen verfolgt das selbe Ziel. Alleinerziehende Mütter, die man vor 100 Jahren noch ins moralische Zwielicht stellte werden derzeit als Helden der Nation dargestellt, die absolut nichts falsch machen können. Die Etablierung einer „Gender-Wissenschaft“ die mit Wissenschaft gar nichts am Hut hat, deren Vertreter aber durch die Gazetten und TV-Shows tingeln ist ein weiteres Beispiel.

Schoppe definiert die wesentlichen Aspekte einer modernen demokratischen Linken mit den Schlagworten Menschenrechte, sozial gerechtere Gesellschaft, Kommunikation und Freiheitsrechte. Vielleicht ist das etwas schlampig formuliert, ich würde dem zustimmen, wenn man sich auf die allgemeine Deklaration der Menschenrechte beruft, mit besonderen Hinweis auf Artikel 22 (soziale Rechte), Artikel 19 (Kommunikation) und Artikel 12 (Freiheitsrechte). Ich vermute aber, dass das Ziel einer ‘sozial gerechteren Gesellschaft’ der demokratischen Linken von meiner Interpretation abweicht.

Die Praxis der Hate Speech Kampagne ist in Konflikt mit Artikel 19, die Zwangsgenderisierung der Kinder in Kindergärten und Schulen widerspricht Artikel 12 und 18. Solche Beschwerden werden aber von den postmodernen Linken ignoriert, oder mit den Kampfbegriffen Nazi, Sexist, Rassist,Homophob usw. abgewertet. Bezüglich Artikel 22 haben wir in Deutschland nach meinem Empfinden eher ein Überangebot, ich kann aber nachvollziehen dass man als Linker ein anderes Empfinden hat.

Im Abschnitt „Human Rights are Hate Speech“ legt Schoppe schön den Finger in die Wunde und arbeitet die ideologische Verwirrung der postmodernen Linken heraus. Gerade die Menschenrechts-Verletzungen von Männern, durch feministische Doktrin und mithilfe SPD dominierter Familien- und Justizministerien kann man nicht oft genug bloß stellen. Hier nur mein Hinweis auf die Unterstützung der amerikanischen Feministinnen durch Marcuse. Der Klassenbegriff von Marx unterscheidet die zwei Hauptgruppen Bourgeois – Proletarier. Marcuse erteilte den Feministinnen 1974 quasi die theologische Absolution den Klassenbegriff auf Mann – Frau anzuwenden.

Im Abschnitt „Marginalisierte aller Länder, verzettelt Euch!“ beklagt Schoppe, das die postmoderne Linke ihre Unterdrückungstheorie auf jede noch so kleine Gruppe der Gesellschaft anwendet. Damit wird jeglicher sozialer Zusammenhalt zerstört, da jede neu erfundene Untergruppe nun in den Wettstreit der Opferolympiade eintritt. Nun weiß ich nicht ob ich darüber lachen oder weinen soll. Wenn die Alternative ist, dass die sich wieder zusammen raufen und die Ideale des Marxismus durchsetzen wollen, wäre das aus meiner Warte eine Entscheidung zwischen Pest und Cholera (Marxismus oder intersektionaler Genderismus).

Im Abschnitt „Alle Räder stehen still, wenn nur Vater Staat es will“ sagt Schoppe:

Im Vergleich zu einer liberalen oder anarchistischen Linken dreht sie dabei das Verhältnis von Staat und Gesellschaft glatt um. Während jene staatliche Strukturen traditionell misstrauisch betrachten, sie schlank halten oder zumindest wirksam kontrollieren wollen, wird der Staat in der Perspektive einer postmodernen Linken zum herausragenden, guten Akteur. Wesentlich ist nicht die gesellschaftliche Kontrolle staatlicher Institutionen, sondern die Kontrolle gesellschaftlicher Prozesse durch eben diesen Staat.

Mit der Forderung nach einem schlanken Staat gewinnt man viel Zustimmung. Es gibt zahllose Analysen im Internet/Youtube von Libertären und Konservativen, dass die Einführung eines Sozialstaats dafür sorgt, dass der Staat kaum kontrollierbar, wie ein Selbstläufer, immer weiter wächst. Wie Linke, jedweder Couleur, einen schlanken Staat realisieren wollen wird mir ein ewiges Rätsel bleiben – es ist aus meiner Sicht ein conundrum (Scherzfrage).

Schoppe’s Schluss-Absatz finde ich sehr gelungen, mit einer “editoriellen Streichung” meinerseits :

Statt politische Gegner als Inspiration zu betrachten, die helfen, die eigene Position zu schärfen, werden sie als eine Gefahr wahrgenommen. Der offene gesellschaftliche Diskurs wird nicht als Chance gewertet, ein gemeinsames, tragfähiges Bild der Welt zu gewinnen, sondern als eine Bedrohung der Wohlmeinenden und Liebevollen. Anstatt Menschen in Freiheit zu setzen, werden sie in kindliche Abhängigkeiten von staatlichen Großakteuren manövriert. Anstatt die ökonomischen und politischen Chancen von Menschen zu verbessern, wird ihnen moralisierend Schuld zugewiesen. Anstatt einen verlässlichen rechtlichen Rahmen für alle zu setzen, werden Safe Spaces für die guten, die eigentlich „emanzipatorischen“ Kräfte der Gesellschaft eingefordert

Ach, gelänge es euch linken Maskulisten doch den Feminismus und Genderismus abzuschaffen. Kein noch so rechter Maskulist würde euch einen Stein in den Weg legen. Ich bemühe mal Goethe : Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube. Ein wirklich schlanker Staat wäre einer der sich um Recht, innere Sicherheit (Polizei) und äußere Sicherheit (Militär) kümmert und sonst nichts. Minimale Steuern und ein großes Maß an Freiheit wäre die Folge. Die USA haben auch mal so angefangen, wurden in aller Welt dafür bewundert und sind dennoch in den letzten Jahrzehnten immer mehr zum Sozialstaat Moloch verkommen, mit gigantischen Schulden. Immer mehr Menschen in den USA, Europa und Japan leben aus dem Trog der Umverteilungsmasse des Sozialstaats. Wie viele Studenten hätte denn ein Gender-Studienkurs wenn weder die Professorinnen noch die Studentinnen aus dem Steuertopf finanziert würden – wahrscheinlich NULL. Wie viele bei einem Kurs für z.B. Bauingenieure? Hunderte.

Zum Abschluss nochmal : Go Schoppe, Go!

Auch ich entstamme einer Großfamilie die ausnahmslos 200 prozentige SPD Wähler waren. Man kann sich aus der Dauerindoktrination selbst heraus wursteln. Weiterhin viel Erfolg dabei!

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