Zweiter Grundsatz des konservativen Weltbilds ist auf die Weisheit der Vorfahren zu vertrauen. Das ist nicht ein „das haben wir immer schon so gemacht“, was man in Büros und Werkstätten von älteren Mitarbeitern manchmal hört. Dort ist es i.d.R. auch nicht angebracht, denn Technologie und Arbeitsprozess können sich sehr schnell ändern und geistige Flexibilität ist gefragt. Es bezieht sich auf soziales Miteinander und das Recht; dort wissen Konservative dass man Änderungen nur langsam und bedächtig einführen kann. Eine Verordnung oder Konvention, die seit Jahrhunderten existiert, kann man nicht einfach mal streichen oder ändern, nur weil sich die Mode oder der Zeitgeist das gerade so wünscht.
Wie schmerzvoll und langwierig es sein kann die Arbeits- und Sexualmoral nach dem ‘Lustprinzip’ (Marcuse/Freud) zu gestalten müsste eigentlich auch den Alt-68’ern inzwischen klar geworden sein. Konservative behalten lieber das Leistungsprinzip bei, denn das funktioniert seit Jahrtausenden. Egal ob die Revolution langsam (Marsch durch die Institutionen) oder schnell und kriegerisch stattfindet, man weiß einfach nicht im Vorhinein ob die neue Moral bzw. Regel wirklich besser ist als das was man vorher hatte. Konservative sind der Meinung, dass es ihnen nur deshalb so gut geht, weil ihre Vorfahren die richtigen Entscheidungen getroffen und Weichen gestellt haben. Weitere Verbesserungen sind nur auf dieser Grundlage sinnvoll. Ohne ein klares Konzept über die Auswirkungen der gewünschten Änderungen zu haben, sind Konservative lieber vorsichtig und besonnen. Man kann eine neue Regel ja mal ausprobieren, unter kontrollierten Bedingungen, und wenn die erhoffte Verbesserung nicht eintrifft schafft man sie wieder ab, oder sie verfällt automatisch nach einiger Zeit.
Das ist ein Riesen-Unterschied zu den progressiven Linken. Denen können die Änderungen nicht schnell genug gehen, am besten über Nacht per Volksaufstand und Revolution. Die verhalten sich wie das Kleinkind an der Supermarktkasse wenn es die Süßigkeiten sieht. Losplärren und Radau machen bis sie bekommen was sie wollen. Väter und Mütter wissen, dass es dann nur zwei Lösungen gibt. Erste Lösung: die Schreihälse kriegen was sie wollen und es ist Ruhe. Zweite Lösung: Das Geplärre aushalten und ignorieren. Zuhause, wenn Junior fertig geheult hat, kann man dann mal intensiv über Verhaltensnormen sprechen. Die Drohung mit dem Zahnarzt kann man sich sparen, Zurückschreien ist nur ein Ausdruck eigener Hilflosigkeit. Schlechte Eltern und schlechte Politiker erkennt man daran, dass sie den Radau-Machern nachgeben.
Dritter Grundsatz des konservativen Weltbilds ist, dass sie sich zur Ungleichheit aller Menschen bekennen. Das hat nichts mit der Ungleichheit von Gruppen zu tun, wie das die Linken (Proletarier und Bourgeoise) oder die Neo-Linken (Opferolympiade) gerne proklamieren. Es bedeutet, jeder einzelne Mensch ist unterschiedlich zu jedem anderen Menschen. Jeder hat andere Fähigkeiten und Vorlieben und wird deshalb unterschiedlich erfolgreich sein in seinem Privat- und Berufsleben. Die einzige Gleichheit die sie anerkennen ist die vor dem Gesetz, bzw. früher vor Gott. Das Antonym zu den Vorlieben ist die Abscheu. Diese Diskriminierung, im Sinne von discriminare „trennen, absondern, abgrenzen, unterscheiden“ ist ein völlig natürliches Gefühl.
Jeder diskriminiert zwischen seinen potentiellen Sexpartnern nach individuellen Maßstäben (rationale und irrationale), was ihm niemand verwehren will. Jeder diskriminiert zwischen zig oder hundert Dienstleistern, wie z.B. Friseuren; rational – nach Preis, Entfernung, Qualität und irrational – „ich fühle mich dort gut“ oder „die lächelt immer“. Ein Arbeitgeber diskriminiert auch zwischen oft hunderten von Bewerbern; rational – nach Zeugnissen, Erfahrung, Gehaltswunsch und irrational – „ich habe das Gefühl der/die passt nicht zu uns“. Dass Gleichstellungsbeauftragte dem Arbeitgeber ins Handwerk pfuschen macht keinen Sinn. Dass Kim Yong Un seinen Untertanen den Haarschnitt vorschreiben will macht genauso wenig Sinn. Dass eine Anti-Fatshaming Kampagne Männern vorschreiben will, fette Frauen sexy zu finden, macht Null Sinn. Dieser Anti-Diskriminierungs Unsinn macht die Leute nur unglücklich. Sie werden zu etwas gezwungen von dem sie sich abgrenzen wollen.
Konservative lehnen jegliche Gleichmacherei ab. Sie akzeptieren nicht dass eine Gruppe in der Gesellschaft systematisch bevorzugt wird (Anti-Diskriminierung) oder systematisch benachteiligt (soziale Diskriminierung), da nur die individuellen Fähigkeiten und Leistungen zählen. Der Stalinsche Grundsatz des Sozialismus „Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seiner Leistung“ ist erzkonservativ, weshalb sich in der Sowjetunion auch keiner danach gerichtet hat. Bei Marx hieß der zweite Satzteil noch „jedem nach seinen Bedürfnissen“ und das war gängige Praxis im Kommunismus; jeder trat zur Arbeit an weil er es musste, hat aber i.d.R. so wenig wie möglich getan, da am Ende jeder das Gleiche bekommen hat – systemimmanente Demotivation.
Weil die Menschen so unterschiedlich sind kann es aus konservativer Sicht auch kein perfektes System, keine perfekte Regierung und keine perfekte Ideologie geben. Es wird immer Leute geben denen etwas nicht passt. Jede übertriebene Regulierung führt dazu, dass eine Gruppe beginnt zu rebellieren und versucht das aktuelle System zu stürzen. Kreative Geister würden sich in einem starren System zu Tode langweilen und die Pulsadern aufschneiden. Es soll nur das in Gesetzen geregelt werden was aus Erfahrung unabdingbar ist. Diese wenigen Gesetze müssen gerecht angewendet werden, ansonsten hat jeder die Freiheit sein persönliches Glück zu finden. Diese grundlegende Ordnung muss erhalten werden, denn sonst bricht Chaos und Bürgerkrieg aus.
Vierter Grundsatz des konservativen Weltbilds ist die Überzeugung, dass eine freie Gesellschaft nur mit dem Recht auf Besitz und freiwilligen ökonomischen Transaktionen verwirklicht werden kann. Seitdem Menschen mit der Landwirtschaft begonnen haben ist dies eine Voraussetzung für das friedliche Zusammenleben. Kein freier Mensch will den Acker pflügen und säen, wenn die Ernte nachher einem anderen gehört, denn dann wäre er ein Sklave. Mit dem Besitz ist die Verantwortung für den Besitz verbunden. Die Erfahrung mit Gemeinschaftsbesitz, der bäuerlichen Allmende, lehrte dass die einzelnen Mitglieder der Gemeinschaft es nicht schaffen für solchen Besitz Verantwortung zu übernehmen. Stichwort : tragedy of the commons. Der Konservative sieht auch ein, dass mit dem Recht auf Grundbesitz Pflichten verbunden sind. Beispielsweise sind das Pflichten, wie die Finanzierung der Juristen und Polizisten die das Recht pflegen und schützen, genau so wie er im Notfall seinen Beitrag zum Militär leisten muss (finanziell u/o persönlich), weil sonst sein Recht nichts wert ist.
Zur Erklärung der freiwilligen ökonomischen Transaktionen bleibe ich erst mal beim Beispiel des Ackers, weil das einfacher ist. Jedem ist klar, dass wenn er nicht pflügt und sät die Ernte ausbleibt. Wenn einer zu faul ist und nur den halben Acker bewirtschaftet hat er halt weniger als der Nachbar, der mehr arbeitet. Wenn jetzt jemand in der Dorfgemeinschaft Pech hat, sein Acker überschwemmt oder die Scheune abbrennt, wird ihm freiwillige Nachbarschaftshilfe zuteil. Alle die mehr haben als sie brauchen geben dem Pechvogel etwas ab. Das ist ein Geschäft auf Gegenseitigkeit, denn nächstes Jahr kann man ja selber mal Pech haben und bekommt dann selbst geholfen. Was Konservativen völlig gegen den Strich geht ist aber der erzwungene Altruismus, d.h. wenn z.B. der Bürgermeister jedes Jahr nach der Ernte käme und allen etwas wegnimmt um es an Andere/Fremde zu verteilen.
Das Prinzip der Gegenseitigkeit ist hier nicht mehr gewährleistet. Auf der Ebene eines kleinen Dorfes wäre ein solcher Mini-Sozialismus ja noch kontrollierbar, aber je weiter oben in der Staatshierarchie diese Umverteilung per Besteuerung stattfindet, desto unüberschaubarer und korrumpierbarer wird das Ganze. Die praktische Erfahrung ist nun mal, dass wenn ich Familie Müller einen Schwarzwälder Schinken schenke, weil denen das Räucherhaus abgebrannt ist, die Müllers dankbar sind und sich revanchieren werden, wenn ich mal was brauche. Wenn ich den Schinken aber dem Steuereintreiber gebe, der ihn Familie Schmidt-in-Not, hundert Kilometer entfernt geben soll, dann wird sich der Eintreiber erst mal ein Stück abschneiden. Der muss ja auch essen. Dann wird der Postkutscher sich auf der ersten Etappe ein Stück abschneiden; der Hunger treibt’s rein. Auf der zweiten und dritten Etappe wieder das selbe. Der Steuergeldverteiler in Schmidts Dorf nimmt auch noch eine Scheibe, und bei Familie Schmidt kommen nur noch ein paar Krümel an. Ich habe kein Ahnung wer die Schmidts sind, die kennen mich auch nicht, und wenn ich selbst mal in Not bin können die mir gar nicht helfen, selbst wenn sie wollen. Irgendwann bekomme ich vielleicht auch mal ein paar Krümel, vielleicht von Familie Meyer, die ich auch nicht kenne. Es ist ein ineffizientes anonymes System bei dem ein gehöriger Anteil durch Verwaltungs- und Transportkosten verheizt wird und für den einzelnen Bürger nicht kontrollierbar.
Ein nachbarschaftlicher Mini-Sozialismus stärkt auch den Zusammenhalt der Gemeinschaft. Mann kennt sich, hilft sich gegenseitig und baut Vertrauen auf. Wenn in der Gemeinschaft aber so einer ist, der dauernd „Pech“ hat, also das Pech sich dauernd so zu besaufen, dass er es praktisch nie auf den Acker schafft, dann wird der Kerl sich entweder am Riemen reißen müssen oder verhungern. In einer Gemeinschaft auf Gegenseitigkeit werden die ausgeschlossen, die immer nur nehmen wollen aber nie geben können. Der kann dann nur noch auf seine Familie hoffen, falls die seine Faulheit noch tolerieren. Ein Staats-Sozialismus ist aber anonym. Denen die erfolgreich wirtschaften wird immer etwas weg genommen, denen die „immer Pech“ haben wird laufend etwas gegeben. Das System an sich entzweit schon die Gesellschaft. Der gebende Bürger ist misstrauisch, dass ihm zu viel genommen wird; der nehmende Bürger ist misstrauisch, dass ihm zu wenig gegeben wird. Der dörfliche Mini-Sozialismus hat tausende Jahre funktioniert. Der Staats-Sozialismus ist seit ca. 100 Jahren in Betrieb und scheitert grandios.
Fünfter Grundsatz des konservativen Weltbilds ist die Balance zwischen Anarchie und Diktatur zu halten, bzw. beides zu verhindern. Es ist der goldene Mittelweg. Man will verhindern dass Einzelne oder kleine Gruppen zu viel Macht erhalten und will das bisher erreichte verteidigen. Macht wird ja bei einem anarchischen Umsturz nicht beseitigt, sie wird nur neu verteilt. Aus leidvoller Erfahrung weiß man, dass dies dann oft zu einer Diktatur führt. Was Konservative dem entgegen setzen ist ein unumstößliches Regelwerk. Vor der Aufklärung war das die Bibel, in der Neuzeit ist das eine Verfassung oder die Deklaration der Menschenrechte, plus ein BGB. Das soll verhindern, dass Autoritäre nicht einfach unterdrückende Gesetze erlassen können, sondern von einem Verfassungsgericht bzw. Gerichtshof für Menschenrechte gestoppt werden. Es soll auch verhindern dass Libertäre/Liberale einfach Gesetze streichen um einen Zustand der Unordnung oder des Chaos zu erzeugen.
Konservative wollen auch die Ansprüche an das Gute und Bewährte mit den Ansprüchen an gewünschte Änderungen im Gleichgewicht halten. Dem blindwütigen Drang zum Progressiven darf genau so wenig leicht nachgegeben werden, wie dem eisernen Festhalten an längst überkommenen Konventionen, die keiner mehr beachtet oder ernst nimmt. Große gesellschaftliche Veränderungen bedeuten oft großes Leid für eine oder zwei Generationen. Es ist eine riesige Verschwendung von Menschenleben, von Kapital, von ganzen Landstrichen. Alles was durch solche Umstürze vernichtet wurde muss danach wieder mühsam aufgebaut werden.
Um es auch dem Letzten klar zu machen: Konservatismus hat rein gar nichts mit Hitler und dem 3. Reich zu tun. Der Hitlerismus war rein progressiv. Das fing mit Anarchie an, ging über in die diktatorische Machtergreifung, nutzte das Hilfsmittel der sozialen Diskriminierung von Juden und „Zigeunern“, die Propaganda zielte auf die Hassgefühle, das Böse im Menschen, und endete schließlich in der fast kompletten Zerstörung des Landes. Fragt Euch mal, warum werfen die Antifa Steine und Molotow-Cocktails wenn friedliche Bürger in Dresden gemeinsam spazieren gehen? Vor 80 Jahren wurde behauptet dass die Juden die Deutschen diskriminieren, damit man die Juden diskriminieren konnte. Heute wird behauptet, dass die Männer die Frauen diskriminieren, damit man die Männer diskriminieren kann. Die heutige Hasspropaganda der feministischen, Neo-Linken Medien geht gegen den alten, weißen, heterosexuellen Mann. Na, klingelt’s so langsam? Fehlt nur noch die entsprechende links-grüne Diktator Figur. Wie wär’s mit Daniel Cohn-Bendit mit dunklem Mini Schnauzer? Oder das halbe Hemd Maas mit der Rhetorik von Björn Höcke? Mir wird schlecht.
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Es ist erstaunlich dass CDU/CSU, die denkbar knapp an der absoluten Mehrheit vorbei geschlittert sind, sich so unterbuttern lassen. Eigentlich ist es der Job der Konservativen eben nichts zu ändern, allenfalls Kleinigkeiten, dort wo es absolut notwendig ist. Aber in der Koalition regiert die CDU/CSU praktisch gar nicht. Die haben den Progressiven, selbst denen die gar nicht in der Regierung sind, d.h. den Grünen und Linken, neben der SPD das Feld kampflos überlassen. Die Grünen gendern fröhlich in den Kindergärten und Schulen in Baden-Württemberg, die Linken wursteln in Ostdeutschland lustig vor sich hin, die SPD kommt mit einem Knaller nach dem anderen aus dem Justiz- und Familienministerium und verteilen Pöstchen und Milliönchen an die Kumpels. Diese beiden Ministerien sind die ideologischen Hochburgen der Inkompetenz. Und die CDU schaut zu; manchmal jammert einer aus Bayern, bis er von Merkel zurück gepfiffen wird. Ich denke Merkel hat ihre Partei machtpolitisch absolut im Griff. Die Frau hat aber überhaupt keine eigene Meinung zur jedweder Politik. Die hat wahrscheinlich keine Ahnung was konservativ eigentlich ist. Vielleicht denkt sie das ist wie SED, jetzt nur mit Privateigentum und irgendwie so Kapitalismus oder Dingens. Der Job einer konservativen CDU wäre es der SPD, den Grünen und Linken auf die Finger zu hauen und alles zu verhindern was die durch die Hintertür mal so schnell in ein Gesetz packen.
—> zurück zu Teil 1/2
Ließt sich ein bißchen wie eine chalvinistische Rechtfertigung kapitalistischen Wirtschaftens. 😉
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Ist ja schön, daß du auch das ß rehabilitierst, Elmar. Liest sich aber mitunter ein bißchen obskur. Und Calvin war ja so ein Reformator, ganz ohne h.
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Ups … ohne h und ß … peinlich, aber – danke. 🙂
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Woher kommt bloß Luisman ihm sein Hitler-Komplex? Na ja.
So dolle kann das mit den Konservativen ja nicht sein wegen dem Widerstand gegen Hitler, der vor und nach der Machtergreifung meines Wissens fast ausschließlich von Sozis und Kozis kam. Die Konservativen waren gerade besonders naiv gegenüber Hitler. Auch deshalb, weil Konservative meist autoritärere Charakterstrukturen haben und so weniger sensibel gegenüber den noch autoritäreren Nazis waren.
Und wieso hat eigentlich als einzige Fraktion die CDU/CSU im Jahre 2000 gegen das Gesetz zur Ächtung von Gewalt in der Erziehung gestimmt?
Daß die Linken zu kontraproduktivem Utopismus neigen, soll ja nicht bestritten werden. Da sind sie auch ein bißchen autoritär. Im Großen und Ganzen ist die gesellschaftliche Stoßrichtung aber eindeutig: Die Konzepte von Linken setzen sich durch und bereichern unsere Gesellschaft. 🙂
Das war die vergangenen 200 Jahre so, und das wird in vielen Bereichen auch so bleiben.
So muß man kein Prophet sein dafür, daß sich die sozialen und ökologischen Leitplanken der Marktwirtschaft überall auf der Welt verstärken werden – der Leistungsfaschismus sich also verringern wird. Mit dem Wort “Leistungsprinzip” kann man auch äußerst inhumane Zustände bemänteln. Auch das Wort “Freiheit” wird gerne dafür verwendet.
Ich kann es nicht als gesunden gesellschaftlichen Zustand empfinden, wenn es Milliardäre gibt mit obszönem Reichtum und Lebenswandel und zahlreiche Obdachlose oder arbeitsfähige Langzeitarbeitslose.
Da kann man noch so sehr Freiheit und Wettbewerb preisen. Es ist einfach krank und pathologisch. Das muß man erst einmal erkennen und sich eingestehen. Wie man das ändert, ist eine andere Frage. Viel wichtiger ist gewissermaßen die Diagnose.
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@Elmar
Du beziehst dich auf Max Webers Interpretation des Kapitalismus/Calvinismus und nicht auf den Calvinismus selbst. Ich weiß nicht ob Weber dabei nicht Ursache und Wirkung verwechselt. Seine Hypothese wurde historisch bereits widerlegt. Es ist doch denkbar, dass die Protestanten, weil sie die Bibel selbst lesen wollten und selbst darüber nachdenken wollten, sich einfach mehr dem Rationalismus zuwandten als die Katholiken. Es eröffnete den Protestanten einen Freiheitsgrad des Denkens, den die anderen sich selbst nicht erlaubten. Daraus ergaben sich wirtschaftliche Vorteile, die nicht aus einer religiösen Ethik oder Moral entstanden, sondern eben aus rationalem wirtschaftlichem Denken.
Ich bemerke das live und in Farbe täglich in den Philippinen. Der Großteil der armen Katholiken (>80%) haben kein Konzept vom Sparen. Wenn die mal Glück haben und mehr verdienen/bekommen als sie brauchen wird alles gleich auf den Kopf gehauen. Tags darauf stehen sie dann da, sagen „God will provide“ und strecken die Bettelhand aus. Die wenigen Protestanten und vor allem die ‘Igelsia ni Cristo’ Anhänger fordern von ihren Mitgliedern Prosperität ein. Ich denke die verschiedenen religiösen Sekten nutzen den Kapitalismus nur aus um Geld einzusammeln. Die Katholiken hatten das nie nötig, weil sie über 1000 Jahre Mittelalter an der Macht waren und Zugriff auf beliebig viel Geld und Arbeitskraft hatten.
Andererseits trage ich vielleicht den genetischen Fingerabdruck meiner Hugenottischen und Waldensischen Vorfahren in mir und rationalisiere das mit meinen 5 Punkten? So, Elmar, jetzt darfst Du wieder über den Biologismus herziehen…
@James T.Kirk
Den „Hitler-Komplex“ habe ich weil eben Konservative immer wieder in die rechte Ecke zu Hitler gestellt werden. An deiner Antwort sehe ich: Auch Du, mein Sohn Brutus.
Wenn die arbeiterbewegte SPD ihre sozialen und arbeitsrechtlichen Errungenschaften erhalten und langsam verbessern wollte, dann würde sie konservativ werden, im meinem (Blog-Post) Sinne. Da die SPD aber postmodern geworden ist, wandern ihre Wähler zur AfD und CDU ab.
Klar kommen die gesellschaftlichen Änderungswünsche von denen die sich benachteiligt sehen und das ist erst mal „Links“. Dauer-Radikale und Dauer-Revolutionäre machen aber keinen Sinn. Wenn die Forderungen in einem Gesetz halbwegs brauchbar befriedigt wurden, ist es doch besser zufrieden sein Leben zu genießen anstatt permanent unglücklich zu sein. Gerade feministische Forderungen machen, wenn sie umgesetzt werden, ja weder die Feministinnen glücklich und zufrieden, noch den Rest der Gesellschaft, die mit dem Quatsch nun leben muss. Es gibt das Buch „Anleitung zum Unglücklichsein“ von Watzlawick. Ewig Rechte meinen „früher war alles besser“ und bleiben unglücklich. Ewig Linke meinen immer wieder „und das müssen wir unbedingt noch ändern“ und kommen gar nicht dazu die letzte erfolgte Änderung auch mal zu genießen.
Dass der Neoliberalismus (Kapital-Feudalismus) abzuschaffen wäre, ist ja auch meine Forderung. Ich stimme auch zu, dass die Worte Leistungsprinzip und Freiheit von denen ideologisch missbraucht werden. Anti-Kapitalismus ist aber offensichtlich kein Lösungsweg. Allerdings haben Konservative bei der Regulierung des Kapitalismus in den letzten 100 Jahren ziemlich versagt. Genauso wie bei dem Versuch eine Antwort zu finden auf schnelle technologische Änderungen; z.B. gibt es keine brauchbare Regulierung für den Geburtenrückgang der durch die Pille verursacht wurde. Ein Rückgriff auf biblische Doktrin, wie sie die Pro-Lifer in den USA praktizieren, heizt nur die Rhetorik an, bietet aber keinen Fortschritt.
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