…eine Bildergeschichte…
Noch 20 Grashalme und 2 Hoppler weiter, dann hocke ich direkt vor dem Gänseblümchen. Die sind so lecker. Wofür lebt denn der Hase, wenn er immer nur Gras knabbern muss. In der Mitte der Wiese stehen dicke fette Butterblumen. Da sitzen aber der fette Sigi und die dicke Angie schon dran. Wird wohl nichts mehr übrig sein, bis ich dort angekommen bin. Na gut, dann eben einen Hoppler weiter. Hey, Claudi du Sau, bums mich nicht von der Seite an. „Weises Fell mit roten Flecken geht gar nicht, keiner will dich, hau ab!“ Jetzt frisst die blöde Alte auch noch mein Gänseblümchen vor mir weg. Dumme Kuh, soll sie doch die Sonnenblume am Waldrand fressen von der sie immer träumt. Jetzt reichts mir aber, alles so schön grün hier und ich seh gleich ROT!!11eins!
„Die Wiese, unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2200. Dies sind die Abenteuer des Hasen Otto Normalo, der mit seiner 300 Millionen Spermien starken Besatzung 5 Jahre unterwegs ist, um fremde Muschis zu erforschen, neues Leben und neue Zivilisationen. Viele Lichtjahre von der Realität entfernt dringt Otto in Galaxien vor, die nie ein Hase zuvor gesehen hat.“
Da drüben beschweren sich welche, weil es da nur noch abgemähtes Gras und vertrocknete Blumen gibt. Wo gucken denn die nur alle hin? Ein paar alte rotbraune Hasen und frigide Häsinnen; auf wen warten die? Ach auf Maaadin.
Der Maaadin, der ist bestimmt bei der Geburt mit dem Kopf zuerst aufgedopst, so nackich wie der oben aussieht. Der sah doch früher ganz anders aus und jetzt nennen sie ihn heilig, bloß weil er verspricht die Butterblumen gerecht zu verteilen. Na, wer’s glaubt wird selig. Der hat sich doch selbst jahrelang fett gefressen auf der Hochalm am babylonischen Gebäude, oder hab ich jetzt das falsche Gebäude im Sinn? Egal, bei uns gibt’s keine Heiligen, wir sind alle gleich – ein paar sind nur eben schon länger hier, andere erst seit kurzem – zumindest sagt Angie das immer so und die hat immer recht.
Der Tod lauert immer und überall. Ja, ist doch so. Manch einer frisst das falsche Butterblümchen, wird krank und stirbt. Andere haben sich beim Davonrennen vor dem Fuchs auch schon mal ein Bein gebrochen, das ist Pech. Ab und zu wird auch mal einer von einem UFO am Kopf getroffen und das ist außerordentliches Pech. Aber was willst du machen, wir versichern uns immer untereinander, dass man gegen Pech halt nichts machen kann. Die Wiese ist unendlich groß, die Anzahl der Spermien auch und seit ’68 darf auch jeder mit jeder rammeln, also kleine Häschen wird’s immer geben, ist doch klar. Null Problemo.
Seit kurzem aber stehen auf der Wiese so komische Gestalten herum. Angie sagt das wären die Neuen, aber ganz ehrlich: wie ordentliche Hasen sehen die echt nicht aus. Außerdem meckern die immer und das nervt. Die fressen uns inzwischen ziemlich viel Grass weg, auch Gänseblümchen und Butterblumen. Ich finde das eine Sauerei, aber das Wolferl sagt es wäre ja noch genug da und dass bei uns keiner verhungern muss. Na gut, er wird’s wissen. Ein anderer meint wir sollen uns nicht so haben, wenn’s uns nicht passt können wir ja auf eine andere Wiese gehen – der Arsch, das war schon immer unsere Wiese!elf111. Gestern hat mir so einer drei Butterblumen vor der Nase weggefressen und mich auch noch mit seinen Hörnern gestupst. Der Drecksack soll sich gefälligst mal hier integrieren, so geht’s ja wohl nicht. Die Claudi hat sich gestern an ihn heran gekuschelt, kein Wunder, die frisst mir auch immer die Gänseblümchen weg. Gleich und gleich gesellt sich gern.
Gerüchteweise sollen diese Ziegen an Bahnhöfen, Flughäfen und in Innenstädten aber schon Hasen mit ihren Hörnern aufgespießt haben. Sind Hörner nicht illegal? Also ich kenne keinen einzigen Hasen mit Hörnern. Man sollte mal mit Angie reden, damit sie Hörner verbietet. Irgendwie hab ich inzwischen Angst vor diesen Viechern, an was erinnern die mich bloß? Also gegen Fuchs und Greifvogel kann man nichts machen. Wenn man dran ist, ist man halt dran. Aber Ziegen, und Angie hat die auch noch reingelassen und behauptet das wären auch nur Hasen? Nee, echt jetzt, also mindestens müssen die Hörner ab.
Ich sollte das Ganze besser ignorieren. Die Wiese ist unendlich, was soll schon passieren? Aber irgend was hat sich schon verändert hier. Gestern hab ich mich an ein junges Häschen ran gemacht. 300 Millionen Spermien wollen ja auch mal sauber untergebracht werden. Ich hatte echt Druck auf der Leitung. Weißt du was die gesagt hat? Nein! Sie wäre jetzt in so einer Femidingsbums Sekte und da ist ab sofort nix mehr mit freier Liebe und Rammeln. So eine blöde Kuh. Claudi meinte ich soll doch der Sekte beitreten, damit ich wieder rammeln darf. Ich musste mich wiederholen: „Weises Fell mit roten Flecken geht gar nicht, keiner will dich, hau ab!“ Jetzt schreit sie immer „Rassist“ wenn sie mich sieht. Ich sag ja, eine blöde Kuh, beide.
Apropos Rassen. Seit kurzem gibt es auf der Wiese eine neue Hasenrasse. Die gucken immer so unheimlich böse, wenn sie die Ziegen sehen. Mit Angie wollen die überhaupt nichts zu tun haben und Claudi hassen sie wie die Pest. Das mit Claudi versteh ich ja, das geht mir genau so. Auch über den „heiligen“ Maaadin lachen sie sich kaputt. Wer den Schaden hat spottet jeder Beschreibung sagte schon meine Großmutter, gell Maaadin? Hehehe. Aber was die immer gegen die gute alte Angie haben versteht man nicht ohne weiteres. Angie war doch schon immer da, wir auch, und die Wiese ist unendlich. Diese bös guckenden Hasen wollen dass die Ziegen allesamt verschwinden. Das kann ich verstehen, ich hab ja auch Angst vor denen. Aber ich bin da doch eher für eine hasenistische Lösung. Angie soll denen die Hörner abnehmen und gut ist.
Vor ein paar Tagen hoppelte ich unten am Teich herum und traf einige Frösche. Die waren lustig. Mann, haben wir uns die Kante gegeben. Stundenlang haben wir uns über Claudi, Maaadin und die Ziegen das Maul zerrissen – zum totlachen.
Ich hab dann gefragt, warum sie nachts immer so laut quaken. Die meinten das muss so sein, denn sonst hören die Frösche auf der anderen Seite des großen Teiches nicht was los ist. Irgend einer faselte was von Luftschlägen auf die Ziegen, aber vielleicht waren die schon zu besoffen. Auf jeden Fall hab ich bei denen auch etwas Angst bekommen und bin wieder zurück auf die Wiese gehoppelt.
Am Abend kommt Claudi wieder daher geschlichen und erzählt uns ihre Träume von einem großen grünen Hasen, der alle unsere Wünsche erfüllt und den Frieden einkehren lässt. Außerdem warnt sie uns vor dem böse guckenden großen braunen Hasen, und meint dass große weiße Hasen grundsätzlich Kacke sind. Keine Ahnung was das bedeuten soll, die Alte spinnt halt. Ich musste mich wiederholen: „Weises Fell mit roten Flecken geht gar nicht, keiner will dich, hau ab!“ Danach kreischte sie „Rassist. Nazi, Frauenhasser“ und ist beleidigt abgezogen.
Von wegen Frauenhasser. Ich esse jetzt noch ein Gänseblümchen mit meiner süßen Kleinen und dann legen wir uns wieder schlafen. Wenn wir nix machen und weiterschlafen, passiert uns auch nix – denn: die Wiese ist unendlich.
Die Bilder sind heute alle von Pixabay. Und wer sich über häsisches Verhalten weiter informieren will, kann ja mal über r/K-Strategie auch bei Wikipedia nachlesen.