Wieder so eine verfickte Rassismus-Studie

Auf Phys.org gibt es einen kurzen Artikel über zwei Studien, mit denen man angeblich nachgewiesen hat, dass Säuglinge im Alter von 3-6 Monaten noch keine, aber im Alter von 9-10 Monaten schon kleine Rassisten sind. Die Webseite an sich finde ich super und es lohnt sich da rein zu schauen, weil man schnell einen Überblick gewinnt, welche neuen Studien und wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Verfügung stehen. Bei Phys.org zu erscheinen sagt aber nicht unbedingt etwas über die Qualität der jeweiligen Studie aus. Bei derartigen „Studien“ kommt mit halt regelmäßig das Kotzen.

In der ersten Studie wurde eine Korrelation festgestellt zwischen lustiger Musik und Gesichtern der selben Rasse (China) und zwischen trauriger Musik und Gesichtern fremder Rassen. Es gab bereits eine ganze Reihe von vorherigen Studien, in denen festgestellt wurde, dass Kinder im Kindergartenalter Gesichter der eigenen Rasse besser erkennen und mit positiven Emotionen besetzen. Was es bisher nicht als messbares Studienergebnis gab war, dass Gesichter anderer Rassen mit negativen Emotionen besetzt sind. Daneben gibt es anscheinend zwei Studien, die nachweisen, dass Säuglinge lustige Musik mit lustigen Gesichtern in Verbindung bringen. Ob die Evidenz dafür nur hauchdünn ist oder massiv und ob die selben Kinder auch traurige (böse?) Gesichter mit trauriger Musik in Verbindung bringen, bleibt offen.

Es bleibt auch unklar ob die vorherigen Experimente und Studien mit realen Gesichtern und Menschen durchgeführt wurden. Es ist mir nicht ganz so klar wie gut und fokussiert Babys in dem Alter sehen und hören können und es wird nicht erwähnt ob es Unterschiede gibt wenn ein Baby einem echten Gesicht begegnet oder einem Gesicht auf einem Video-Bildschirm. Da die Experimente in China durchgeführt wurden, ist die Definition von lustiger und trauriger Musik vielleicht nicht ganz mit europäischen Gewohnheiten gleichzusetzen. OK, das sind jetzt nur mal eine ganze Menge von Fragen und Zweifeln, die sich möglicherweise in Luft auflösen wenn die Leute einwandfrei gearbeitet haben. Auf jeden Fall handelt es sich um eine neue, unerprobte Messmethode. Nicht die Messung der Augenbewegungen, die ist erprobt, sondern der Einsatz der Stimuli (Gesichter und Musik) auf einem Bildschirm. Wenn ich zynisch wäre, würde ich jetzt sagen: Die haben die Versuchsanordnung nur deshalb so gewählt, weil sie iPads haben wollten 🙂

Aber ich habe erhebliche Zweifel dass da einwandfrei gearbeitet wurde. Das Ergebnis ist also eine halbwegs gut messbare Korrelation zwischen lustiger Musik und Gesichtern der eigenen Rasse, sowie trauriger Musik und Gesichtern fremder Rassen, bei Babys ab ca. 9 Monaten Alter. Die Begründung, warum diese beiden unabhängigen und im Experiment korrelierten emotionalen Zustände von Babys mehr aussagen als das reine Messergebnis bleibt mir schleierhaft. Dass ein Baby, welches 100% abhängig von seiner Mutter ist, auf das Gesicht der Mutter positiv reagiert ist ja wohl eine ganz natürliche Reaktion. Falls Mamas Gesicht nicht verfügbar ist, ist ein Gesicht das dem der Mama irgendwie nahekommt eben die zweitbeste Wahl. Das wäre in diesem Experiment eben das Gesicht einer x-beliebigen Chinesin, im Gegensatz zum Gesicht einer Afrikanerin. Mal so locker aus der Hüfte geschossen – und in der Hoffnung hierfür keinen award des Daily Stormer zu kriegen – heißt das, auch Babys erkennen schon mit 9 Monaten, wenn sie unter die Hottentotten gefallen sind und fühlen sich nicht wohl dabei. Der Zyniker in mir stellt fest, dass diese Eigenschaft den 23-jährigen Babys aus den Gender und Feminismus Studiengängen offensichtlich fehlt.

Und dann kommt der Schlusssatz der Studie, der alles entwertet und zeigt wie gerne diese sogenannten „Forscher“ neue Menschen züchten würden:

If the associations of infants are shown to be connected to the pervasive racial biases in children and adults, then, considering their negative consequences at individual and societal levels (e.g. Banaji & Greenwald, 2013; Hardin & Banaji, 2013; Pascoe & Richman, 2009), early intervention in infancy may help to reduce such biases, potentially forestalling their emergence and related negative consequences later in life.

Wenn es sich herausstellt, dass diese Assoziationen der Säuglinge mit den weit verbreiteten rassistischen Vorurteilen bei Kindern und Erwachsenen zusammen hängen, dann, wenn man deren negative Konsequenzen auf individueller und gesellschaftlicher Ebene berücksichtigt, könnte ein frühe Intervention im Säuglingsalter dabei helfen diese Vorurteile zu reduzieren, um damit deren Aufkommen und damit verbundenen negativen Konsequenzen im späteren Leben zu verhindern.

Tut mir leid, mir ist jetzt etwas übel. Die zweite Studie ist in ihrer Ergebnisdiskussion genau so zu Kotzen. Soll jemand mit stärkerem Magen als ich analysieren.

 

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