Den folgenden Kommentar habe ich im „Geisterblog“ geschrieben, und ich möchte hier den Gedanken etwas weiter ausbauen.
Man kann sich ewig darüber streiten ob rinks und lechts als Bezeichnung noch Sinn macht. Solange 99% der Leute aber alles politische mit diesen Begriffen einordnet, ist diese Streiterei rein akademisch.
Aus meiner Sicht hat sich die Nature vs. Nurture Debatte in zwei politischen Extremen niedergeschlagen, die beide in ihrem absolutistischen Glauben falsch liegen.
Die „Linken“ jeglicher Couleur blenden ’nature‘ völlig aus und glauben dass man mit ’nurture‘ sämtliche Probleme der Welt lösen kann. Die glauben (in variierenden Ausmaßen) an die ‚blank slate‘ Hypothese (obwohl die widerlegt wurde) und damit sind jegliche Unterschiede in der Zielerreichung jedes Einzelnen ein Produkt der Unterdrückung und Benachteiligung durch bösartige Leute, die von der Natur ‚privilegiert‘ wurden. Da die modernen Hierarchien nicht mehr von schwertschwingenden Muskelpaketen beherrscht werden, sondern von arbeitsamen, durchsetzungsfähigen, hochintelligenten Menschen, sind die Privilegierten eben weiße Männer, nordasiatische Männer und Ashkenazi Juden. Die „Linken“ glauben, wenn man den Privilegierten alles oberhalb des Durchschnittsverdienstes wegnimmt und auf die ‚Benachteiligten‘ (d.h. die Faulen, die sich nicht durchsetzen können und dumm sind) umverteilt, die Welt gerecht und wunderbar ist. Auf diesem Hintergrund kann ‚linker Maskulismus‘ gar nie funktionieren, denn er passt überhaupt nicht ins linke Weltbild.
Die „Rechten“ glauben dass die genetische Lotterie (Nature) nun mal Tatsache ist und man daran auch nichts ändern muss. Die arbeitsamen, durchsetzungsfähigen, intelligenten Kerle sind nun mal die Gewinner, und das zurecht, und der Rest muss halt schauen wie er zurecht kommt. Die sagen, dass die von der Natur privilegierten von ihrem Erfolg schon freiwillig was abgeben werden, damit die Armen auch was zu fressen haben (aber nur wenn die keinen Stunk machen). Leider führt so was zu französischen und bolschewistischen Revolutionen, und die „Rechten“ glauben das mit Militär, Polizei und Propaganda unterdrücken zu können. Während die „Linken“ mit Staatsmacht den Reichen alles wegnehmen wollen, möchten die „Rechten“ mit der Staatsmacht den Aufstand der Armen verhindern. Daher kann ‚rechter Maskulismus‘ höchstens für eine kleine Gruppe von reichen Männern funktionieren.
Die eigentlich sinnvolle Nature+Nurture Debatte findet akademisch kaum statt, und wenn dann mit Schwerpunkt auf Nurture. D.h. man macht z.B. lieber den einundzigsten Versuch Dumme zu etwas auszubilden was sie nie schaffen können, anstatt sich einzugestehen, dass die Natur dem Grenzen setzt. Noch schlimmer ist, dass der ‚Nature‘ Aspekt politisch inzwischen praktisch tabu ist. Man phantasiert lieber darüber dass die afrikanischen/arabischen Einwanderer mit Durchschnitts-IQ von ca. 85 unsere zukünftigen Ingenieure, Erfinder und Rentenbeitragszahler werden und deshalb ums Verrecken ‚integriert‘ werden müssen. Man phantasiert lieber davon mit Frauenquoten eine gerechtere Welt zu basteln, erkennt aber nicht dass die quotierte Vorständin weder arbeitsamer, noch durchsetzungsfähiger, noch intelligenter wird durch diese Maßnahme. Die „Linke“ Weltsicht wird, wie in der UdSSR, Venezuela, usw. zum Zusammenbruch der Gesellschaften im gesamten Westen führen. Nur China mit seinem zentral kontrollierten Kapitalismus wird das überleben und zur nächsten Weltmacht.
Die „Linke“ Sicht auf die Welt ist Marxismus basiert und anti-individuell, da sie großen Gruppen einheitliche Merkmale unterstellt. Die „Rechte“ Sichtweise ist der von Nietzsche nahe, bei dem die Gewinner eben die Supermänner sind und der einfache Plebs sich gefälligst denen unterzuordnen hat. Marx schlägt sich auf die Seite der vielen Schwachen, Nietzsche auf die Seite der wenigen Starken. Beide wollen ihrer jeweiligen bevorzugten Gruppe praktisch allumfassende Rechte einräumen um die anderen zu unterdrücken. Damit endet der philosophische Wettbewerb nicht in einer weiteren Diskussion, um zu sehen wer eher richtig liegt, sondern in einem politischen Gerangel um die Macht. Die philosophische Debatte gewinnt also derjenige, der sich mit Gewalt durchsetzt. Diese philosophische Sackgasse hat sich im 20. Jahrhundert dann dramatisch in Weltkriege und Kulturrevolutionen ergossen.
Ich lass mal die Vorgeschichte der Gegen-Aufklärung hier weg, die im Video unten grob umrissen wird.
Wegen den Postmodernisten (und Neo/Kultur-Marxisten) hat sich der Eindruck verstärkt, dass es nur eine Lösung über die politische Macht gibt, was katastrophal ist, da es die Konflikte des 20. Jahrhunderts ins 21. Jahrhundert weiterträgt. Die Postmodernisten haben die Grundlagen der Rationalität angegriffen, indem sie die Prämissen, wie z.B. dass unsere Perzeption von der Welt auch der realen Welt entspricht, praktisch verneinen. Das heißt am Ende, dass jede individuelle Interpretation der Welt richtig sein kann, dass es keine ‘objektiv’ richtige geben kann und damit die Gesellschaft nur durch Macht gesteuert wird. Neben den Starken (die nach Nietzsche herrschen sollten) und den Schwachen (Unterdrückten, Benachteiligten, Diktatur des Proletariats nach Marx) gibt es mit den Postmodernisten nun eine beliebige Gruppenbildung (Frauen-Männer, Homo-Hetero, Schwarze-Weiße, Behinderte-Nichtbeh., usw.) die sich mit politischen Machtspielen gegeneinander durchsetzen müssen. Anstatt uns aus der philosophischen Sackgasse des 19. Jahrhunderts herauszuführen, haben die Postmodernisten am Ende der Sackgasse nur eine große Kampfarena ausgehoben. Alleine schon wegen ihrem Versagen die Philosophie auch nur ein Stückchen weiter zu bringen sollte man alles was die Postmodernisten geschrieben haben in die Tonne treten (IMHO).
Um aus dieser Sackgasse des zerstörerischen Machtgewinns wieder heraus zu kommen, muss man anerkennen, dass man einen Anstieg an Macht zwingend mit einem Anstieg an Verantwortung kombinieren muss. Alleine das würde den Großteil der feministischen „Philosophie“ komplett zerstören. Des weiteren muss man dann sicherstellen, dass diejenigen die Macht haben, ihre Verantwortung auch wahrnehmen; d.h.
- nicht willkürlich und ohne Konsequenzen Macht ausüben (wie z.B. Merkel)
- für Machtmissbrauch hart bestraft werden
- gezwungen werden können für die Schäden ihrer Machtausübung zu bezahlen
- schnellstens ersetzt werden wenn sie ihrer Verantwortung nicht nachkommen, um mögliche Schäden klein zu halten
Als Lösungsweg für die Politik käme die mal von den Piraten vorgeschlagene direkte, fluide Demokratie dem Ideal am nächsten (auch wenn das praktisch vielleicht nicht so einfach ist). Aber neben den politischen Machthierarchien gibt es noch eine Vielzahl anderer (z.B. wissenschaftliche, körperliche, soziale, familiäre Macht usw.). Eine umfassende Philosophie müsste diese Bereiche auch enthalten. Und wenn man das unter der Prämisse Individualismus, Nature+Nurture angeht, könnte man eine humanistischere Philosophie entwickeln, als die welche derzeit im Angebot sind, bei denen man sich gegenseitig die Köpfe einschlagen muss.
Ich halte derzeit die psychologisch-philosophische Herangehensweise von Jordan B. Peterson für tragfähig und zukunftsweisend. Vor allem seine psychologische Betrachtung der Bibelgeschichten halte ich für interessant, auch wenn man an einen personifizierten Gott nicht glaubt, also Nicht-Deist bzw. Atheist ist.
https://www.youtube.com/watch?v=oyzSrtr6oJE
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Ich weiß nicht, ob Du einen Pingback bekommst, aber ich habe Deine Gedanken etwas weitergeführt… http://wp.me/p5hGPc-CJ
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Da wir sowieso alle gleich blöd gemacht werden sollen, halte ich den Artikel eher für theoretisch. Bis es so weit ist, gehen aber sicher noch einige Jahrzehnte ins Land. Somit haben es die intellektuell Herausgeforderten noch einige Jahre sehr schwer, da die derzeitige Entwicklung in der Automation niedrig qualifizierte Tätigkeiten wegrationalisieren wird.
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“Aus meiner Sicht hat sich die Nature vs. Nurture Debatte in zwei politischen Extremen niedergeschlagen, die beide in ihrem absolutistischen Glauben falsch liegen.”
Eine interessante These – ich denke auch, daß es hilfreich wäre, die biologischen Einflüsse der Geschlechter einmal richtig zu verstehen.
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