Seidwalk beschreibt den Beginn des Untergangs des Imperium Romanum, auf Basis des Buches von Alessandro Barbero, womit er mit Sicherheit weder der Erste noch der Letzte ist, aber er machte es leicht lesbar und fokussiert sich vor allem auf das Thema Immigration. Ich will Seidwalks Arbeit hier weder wiederholen, noch irgendwie korrigieren (was schon daran liegt, dass meine Motivation Barbero selbst zu lesen derzeit nahe Null liegt). Mir liegt ein kleiner Ausflug zum Thema Imperium am Herzen, der vielleicht nicht den Zeitpunkt des Untergangs beleuchtet, aber die Vorgeschichte und damit den m.A. ursprünglichen Grund. Imperien haben die dumme Angewohnheit immer wieder zu zerfallen, und der ausschlaggebende Grund für den endgültigen Zerfall mag sicher ein Scheitern der Integration sein. Aber wie bringen sich Imperien in solche Situationen, wenn sie doch oft Jahrhunderte so dominant waren, dass sie nicht nur Feinde unterwarfen, sondern auch ehemalige Feinde zu Freunden und Mitstreitern machten.
Rom ist und bleibt das Paradebeispiel für eine sich lange haltende expansive Großmacht (ca. 1.000 Jahre, oder ca. 1.800 Jahre, wenn man den Fall von Konstantinopel als Ende sieht.). Doch die Spanier waren auch nicht so schlecht im Kolonialisieren (knapp 500 Jahre), als ihnen um 1800 mehr als die Hälfte von Nord- und Südamerika gehörte. Die Briten hießen auch mal „british empire“ und, oft vergessen im Westen, China machte ähnliche imperialistische Entwicklungen durch. Von den genannten Imperien besteht nur das britische noch so halbwegs auf dem Papier, das Chinesische scheint seit der Qing Dynastie flächenmäßig halbwegs stabil zu bleiben.
Die Grundlage eines Imperiums ist die Fähigkeit und der Wille einer Volksgruppe und Kultur sich auszubreiten. Meist geht das in einem wirtschaftlich sehr erfolgreichen Volksstamm los. Der relative Reichtum macht den Stamm anziehend für andere, aber nicht nur für Leute die mitmachen wollen, sondern auch für die vielen Schmarotzer. Die ersten Gebietsgewinne müssen nicht mal blutig sein, die können sich ggf. auch einfach anschließen wollen, weil die Gier nach mehr erwacht und der erfolgreiche, führende Stamm ein Vorbild ist. Die erste kritische Phase tritt ein, wenn das neu entstehende Imperium mit erheblichem militärischem Aufwand das neue Gebiet einnehmen muss. Da bleibt nicht nur der Hass der verbliebenen Unterlegenen wegen dem Verlust, sondern wegen dem folgenden Unterdrückungsregime, welches ihnen Steuern und Abgaben auferlegt, um den Militärapparat des Eroberers zu finanzieren. Das kann einige Generationen dauern, bis eine Integration wirklich stattgefunden hat und das Gebiet befriedet wurde.
Wenn diese erste Phase erfolgreich überwunden ist, wird die Gebietsausdehnung zum Selbstläufer. Die vor kurzem Eroberten denken sich nach einigen Generationen Integration und weiter bestehender Tributpflicht nämlich: Wenn wir die gleiche Nummer bei unseren Nachbarn durchziehen, zahlen wir selbst weniger Tribut und die Neuen mehr. Das funktioniert auch eine Weile, bis die zu weiteren Eroberungen nötige Armee unbezahlbar groß wird. So viel kann das kleine Bäuerchen gar nicht aufbringen, also müssen die reichen Eliten in den Hauptstädten zahlen. Die Eliten wollen aber mehr Rendite und nicht weniger, also muss das neueste Gebiet bis aufs Zahnfleisch ausgepresst werden. Integration findet dann nicht mehr statt, sondern nur noch militärische Unterdrückung. Das weit entfernte neu eroberte Gebiet wird dann oft schnell unrentabel, was den Anfang des Untergangs des Imperiums einläutet. Bevor die römischen Eliten auch nur einen Centavo weniger Einkommen akzeptierten, haben sie mit allen Tricks erst mal jeden anderen ausgequetscht. Irgendwann steht der Normalbürger an den Reichsgrenzen vor der Wahl, ob er sich weiterhin auspressen lässt und noch mehr Söhne dem imperialen Militär zur Verfügung stellt, oder lieber einen anderen Ausweg sucht. Der Ausweg kann Flucht sein, oder gezielte Unterwanderung, oder die Öffnung der Grenzen für das benachbarte Imperium. Bei all dem hilft die Tatsache, dass, je größer ein Imperium wird, desto mehr die Korruption grassiert.
Beim europäischen Imperium, welches von vielen verschiedenen Herrschern schon angestrebt wurde, läuft das ähnlich ab. Die EU hat sich ebenfalls, allerdings innerhalb sehr sehr kurzer Zeit beträchtlich ausgedehnt. Die 6 Gründungsstaaten des EU-Vorläufers waren Frankreich, Italien, Westdeutschland und drei Kleinstaaten (Tschuldigung: Holland, Belgien und Luxemburg). Die Fläche der heutigen EU ist fast das 4-fache, die Bevölkerung hat sich mit den Erweiterungen mehr als verdoppelt. Alleine die Integration der 6 Gründungsmitglieder hätte schon mal 2-3 Generationen gedauert, d.h. mindestens 50 Jahre, bis zu 90 Jahre (wenn die Frauen immer später Kinder kriegen). In den nur ca. 60 Jahren seit Bestehen der ‘EU’ wurden aus 6 Staaten heute 28. Sowas kann gar nicht funktionieren, das muss zwangsläufig schief gehen. Und aus dem Grund hat die EU auch keine demokratische Regierung, sondern nur ein Scheinparlament und eine autokratische Kommission. Schaut mal, die deutsche Wiedervereinigung ist gerade mal eine Generation alt und die Animositäten zwischen den Ossis und Wessis sind immer noch in aller Köpfe.
Des weiteren liefen die Erweiterungen (aka Eroberungen) auch nicht positiv für die Ursprungsstaaten ab. Die Bevölkerung der 6 Gründungsstaaten wäre sicherlich wesentlich begeisterter gewesen, wenn die Hinzugekommenen erst mal ‘Tribute’ nach Rom, Paris und Bonn/Berlin entrichtet hätten. Das mag man jetzt als ungerecht erachten, aber die wollten ja unbedingt Mitglied werden. Der böse Trick war halt, dass die Eliten den neu dazugekommenen erst mal unser sauer verdientes Geld nachgeworfen haben, anstatt denen etwas zu nehmen. Die Eliten sind nämlich auf dem Neo-Imperiums-Trip, nicht auf dem ‘Nie wieder Krieg’-Trip. Und ein Firmen-Imperium (ungleich eines Feudal-Imperiums, welches Ländereien braucht) benötigt zahlungsfähige Kunden. Wenn der Bulgare nun mal kein Geld hat einen neuen VW zu kaufen, dann muss der deutsche, französische, britische, italienische Steuerzahler dem Bulgaren das Geld eben geben. Das ist Neoliberal-Sozialismus auf europäischer Ebene.
Warum hätten denn die Griechen, Portugiesen, usw. das viele schöne Geld, welches ihnen aus Berlin, Paris angekarrt wurde nicht nehmen sollen? Den griechischen Eliten war schon klar, dass dieses Geld dem deutschen Steuerzahler von seinen Eliten fein säuberlich geklaut wurde und sie sich davon BMWs und neue Häuser kaufen können. Denen war auch von vorne herein klar, dass Staatsschulden nie (NIE!!!) zurück gezahlt werden. Also kann man das Geld auch genießen und warten bis das Imperium zusammen bricht. Dieser Zusammenbruch steht bevor. Die Briten werden irgendwann (wenn May mal weg ist?) nicht nur zu einem harten Brexit gezwungen sein, sondern zu einem knallharten. Wenn die 100% Importzoll auf EU-Waren erheben (mit einem Außenhandelsdefizit mit der EU), dann kaufen die Leute im UK eben Toyotas, US-Autos oder chinesische Quietschmobile, statt BMW, Mercedes und VW. Die Umstellung dauert nur wenige Monate. Dann fällt nicht nur ein großer Nettozahler der EU weg, dann bricht auch noch der Umsatz der Firmen-Imperien ein. Die EU-Finanzwirtschaft wäre dann zwar die lästige und bessere Konkurrenz aus London los, aber die Margen-schwachen Produktionsfirmen der EU müssten wieder mal „rationalisieren“ (sprich Entlassungen). Der deutsche Arbeiter wäre mal wieder doppelt gefickt. Aber solange Merkel ihm den Eindruck vermittelt, dass sie alles im Griff hat, schnallt er es nicht.
Glaubt ihr wirklich, die griechische Marine, mit 100 Booten und 21.000 Mann könnte die Grenze zur Türkei nicht lückenlos überwachen wenn sie wollten? Die italienische Marine mit viel mehr Booten und ca. 30.000 Mann, plus 11.000 Küstenwache soll die Seegrenzen zu Libyen nicht schützen können? Die spanische Marine mit ca. 100 Booten und 27.000 Mann soll die Südgrenze zu den Nafri-Staaten nicht schützen können? Wenn die wollten und den Auftrag hätten, dann käme dort nicht mal eine einzelne Sardine unbemerkt durch. Die wollen nicht. Die Grenzstaaten des EU-Imperiums haben keinen Bock mehr auf Merkelismus. Die befördern, dass das teutonisch-napoleonische EU-Imperium langsam den Bach runter geht. Nachher haben alle ihre Schulden los, deren Benz steht immer noch bei deren Haus, und die tumben Deutschen haben mal wieder alles gezahlt – hehehe. Was wollt ihr denn machen: die Akropolis oder eine griechische Insel besetzen? Lach mich schlapp.
Neben dem Imperialismus muss man den Gedanken des Universalismus (nicht des falsch verstandenen, wie hier) ansprechen, der immer wieder eine große Berechtigung bei physikalischen Gesetzen, der Mathematik usw. hat, aber bei sozialen Themen oft völlig versagt. Ich habe vor demnächst noch tiefer in diese beiden Themen einzusteigen, unter meinem Arbeitstitel „The dark abyss of real progress“. Wie der Titel schon sagt, dunkle Gedanken…
PS: Ab heute hat sich ein Blogger-Kollege zu einem einwöchigen Besuch angekündigt. Falls also weitere Videos von torkelnden alten Männern bei YouTube auftauchen, dann ist das auf jeden Fall Juncker und nicht wir!!!eins11 😀
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Ein besonderes Problem des EU-Imperiums und des heutigen Reichtums der BRD ist, dass die Grundlage die Verfügbarkeit scheinbar beliebiger Mengen sehr hochwertiger und dennoch sehr billiger fossiler Energie ist. Eine stillschweigende Voraussetzung dafür ist, dass die Bereitstellung dieser Energie vergleichsweise sehr wenig Energie kostet.
Eine weitere Voraussetzung ist, dass der Energieaufwand für die Erhaltung und Vergrößerung der für notwendig erachteten Komplexität der EU, bzw. des Imperiums sich energetisch rechnet. Wenn die Erhaltung der Komplexität mehr Energie kostet als dank ihrer Hilfe netto gewonnen werden kann, dann zerfällt das Imperium – wie Joseph Tainter u.a. am Beispiel Roms gezeigt hat. Die einzige Alternative zum unkontrollierten Zusammenbruch ist dann eine kontrollierte Reduzierung der Komplexität. Wie Tainter erklärt, ist das der Weg den das Byzantinische Reich gewählt hat. Google z.B. mit “Dr. Joseph Tainter Komplexität”
Die EU und vor allem auch die BRD haben nun große Anstrengungen unternommen um ihre Komplexitätskosten zu steigern, während zugleich aber die entscheidenden Energiequellen sich in den den nächsten Jahren aus deutscher Sicht erschöpfen werden, weil die Nettoenergieproduktion der Ölquellen der möglichen Lieferländer nachlässt, während zugleich deren Eigenverbrauch steigt. Google dazu z.B. mit “Dr. Michael Dittmar Ölverbrauch”.
Deutschland wird wohl irgendwann zwischen 2020 und 2030 wirtschaftlich kollabieren. Bemerkenswert dazu ist die Geschichte der Updates der Deagel-Liste seit dem Frühjahr 2015.
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Bei der Oel-Panik (die ich schon seit den fruehen 80’ern hoere) draengen sich mir Parallelen zur Hockey-Stick Kurve der Klimawandler auf. Ich habe mir noch nicht die Zeit genommen alles was Sie dazu zu sagen haben einzuverleiben.
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Danke für den Hinweis auf seidwalk und Barbero. Kannte beide noch nicht. Interessant (und für mich noch nicht abschließend klar) ist die Frage, inwieweit schon damals das Christentum eine wesentliche Rolle bei der selbstzerstörerischen “humanistischen” Einwanderungspolitik spielte. Heute ist diese Rolle ja offensichtlich (Papst, Bischöfe, grüne Theologinnen). Schon Zeitgenossen des römischen Untergangs machten die Übernahme des Christentums für das Desaster verantwortlich. Hatten sie recht?
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auch wenn Gibbons der alte Antichrist wohl übertreibt, aber das Christentum hat m.E. sicher beigetragen:
– nicht enden wollende Streitereien um theologische Spitzfindigkeiten die nichtsdestotrotz tiefe Spaltungen in der Gesellschaft aufrissen
– “Investitionen” in Kirchen die Investitionen in Strassen, Aquädukte und Militär etc. verdrängten
(Beispiel 1: Salona, Mutterstadt von Split, wichtiger Hafen, Geburtsort von Diokletian. Ein Jupitertempel dessen Innenfläche fast in mein Wohnzimmer passen würde. Später Kirchen und Klöster die ganze Staddteile einnahmen
Beispiel 2: Als die Perser Athen bedrohten schmolzen die Athener das Gold der Götterstatuen ein ohne dass das je zurückgefordert wurde. Als Kaiser Herakleios die Perser mit einem genialen Sichelschnittfeldzug durch Armenien die Perser demoralisierte mußte er sich von den Kirchen und Klöstern sehr viel Geld leihen. Diese forderten dieses Geld auf Solidus und Sesterze zurück. Als dann die Muslime aus Arabien ausbrachen fehlten diese Gelder um die leichten Reiter der verbündeten Araber zu besolden. Dies gingen zu den Muslimen über und die Schlacht am Jarmuk ging verloren und nachfolgend die Levante, Ägypten und Nordafrika)
– Sklavenmentalität. Das Ideal der Christen war das Leiden, die Schuld. Das der frühen Römer das des virilen, tatkräftigen Mannes.
Wer Parallelen zur heutigenZeit sieht, ja der sieht wohl das was ich auch sehe.
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Ein recht interessanter Blick auf Eroberungen und die Finanzierung der nötigen Soldaten: http://www.kriegsreisende.de/antike/rom-ende.htm
BTW: Sehr lesenswerter Beitrag heute mal wieder, danke!
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@ Bill: Danke für die kenntnisreichen Hinweise!
“Das Ideal der Christen war das Leiden, die Schuld. Das der frühen Römer das des virilen, tatkräftigen Mannes.” Wir brauchen wieder das Ideal des virilen, tatkräftigen Mannes!
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