Ein Leserbrief

Nicht von dem Spammer und Troll, der sich hinter dem Tor-Netzwerk versteckt und außer Beleidigungen und Schwachsinn nichts zu bieten hat. Nein, von jemandem, der studiert hat, anscheinend einen Job hat und nebenbei als Hobby einen Blog betreibt, in dem er – meiner Ansicht – utopische, unausgegorene Ideen über seine Ideen der Weltveränderung beschreibt.

Vorweg:

Ich betreibe MEINEN Blog, weil es MIR Spaß macht, aus reinem EIGENINTERESSE. Im Prinzip ist es mir egal, ob niemand oder hunderttausend Leute hier lesen. Das Schreiben an sich hat für mich selbst einen Nutzen, auch wenn es keiner jemals liest. Ich bin interessiert an Kommentaren und Kritik, die sich mit den von mir vorgetragenen Themen beschäftigen, nicht mit skurrilen Unterstellungen über das was ich geschrieben habe. Gedankenleser, die meinen besser zu wissen was ich eigentlich gemeint habe, anstatt einfach das was dasteht zu lesen und versuchen es zu verstehen, will ich weder bespaßen, noch anregen weitere Kommentare abzugeben. Wenn mir jemand auf die Nerven geht, wird er irgendwann geblockt, ganz nach MEINER Lust und Laune, manchmal ohne 100% objektiv nachvollziehbaren Grund. Der einzige „Grund“ ist, dass dies MEIN Blog ist, auf dem ich – innerhalb der WordPress Regeln – tun und lassen kann was ICH will. Jeder Leser kann das selbe tun, auf SEINEM Blog.

Dass die Leserschaft sich bisher jährlich verdoppelt hat freut mich natürlich, aber selbst wenn das nicht so wäre, sähe ich noch lange keinen Grund irgend etwas zu ändern. Ich betreibe den Blog nicht um den Voyeurismus der Leser zu befriedigen, oder arme Seelen zu retten oder Geld zu verdienen. Letzteres, weil mein Einkommen aus Kapitalanlagen, meine Ausgaben um mehr als das Doppelte übersteigt. Ich habe mein „fuck you money“ bereits. Falls dieser Blog mal so riesengroß würde, dass ich damit dauerhaft ein dickes 6-stelliges Jahreseinkommen erzielen würde, müsste ich mir ernsthaft überlegen, ob ich etwas ändern will. Aber erstens bin ich davon Meilenweit entfernt und zweitens war das nie mein Ziel. Es ist ja absolut nicht so, dass mir die Leser und Kommentatoren völlig egal sind. Wenn das so wäre, würde ich die Likes, die Kommentare und jegliche andere Interaktion vollständig abschalten. Ich wähle allerdings bei den Kommentaren diejenigen aus, die ich persönlich zumindest akzeptabel oder interessant finde. Ich schreibe auch weiterhin Texte, die nur von 10 Leuten gelesen werden und welche die von Tausenden gelesen werden. An Schlammschlachten oder Clickbait oder „to go viral“ habe ich wenig bis kein Interesse. Meist bin ich etwas erstaunt, dass das Interesse so groß ist.

Nun der Leserbrief:

Hallo Luisman,

(1) ich finde es sehr schade, dass Sie meine Kommentare einfach löschen. Sie hatten das letzte mal argumentiert ich sei ein ideologischer Sozialist, der nichts gehaltvolles beiträgt und sie angreift.

(2) Ich sehe mich ideologisch nicht als Sozialist und auch nicht als Kapitalist, sondern als Wirtschaftswissenschaftler, der Szenarien untersucht, um Lösungen zu erarbeiten. Diese Lösungen bleiben Ansätze und Visionen, wenn Sie nicht diskutiert und aus allen Perspektiven beleuchtet werden.

(3) Sie – so hatten Sie das damals bekundet – sind Kapitalist im wortsinne, also nicht von der Ideologie her, da Sie Ihren Lebensunterhalt durch Kapitalanlagen bestreiten. Es handelt sich also nicht um eine Beleidigung, sondern eine korrekte Bezeichnung.

(4) Es ist wirklich sehr narzistisch und ideologisch, kritische Kommentare oder andere Perspektiven – die einem subjektiv nicht gefallen – zu löschen und den Lesern vorzuenthalten. Das ist Zensur und kurzfristig hochgradig selbstgefällig, während es langfristig zu stillstand führt – Sie lernen nichts Neues.

(5) Also wenn ich ein erfolgreicher Mann und Wirtschaftswissenschaftler im höheren Alter wäre, würde ich mich mit jungen Wirtschaftswissenschaftlern konstruktiv auseinandersetzen und versuchen einen Beitrag zu leisten, anstatt meine Meinung durch Zensur durchzuboxen, um unantastbar zu bleiben o. ä. .

(6) Ich bin persönlich sehr enttäuscht von Ihnen, da Sie die Grundwerte der Demokratie missachten, mich diskreditierten ohne den Lesern Möglichkeit zur eigenen Meinungsbildung zu geben und meine Zeit verschwenden, die ich darein investiere meine Argumentation in Ihre Kommentare zu schreiben.

(7) Bitte denken Sie mal darüber nach, ob Sie nicht doch Diskurse führen wollen, statt von Jasagern umgeben zu sein? Vielleicht können Sie sich ja durchringen, meine Kommentare freizuschalten.

Mit freundlichen Grüßen,
(Name ist mir bekannt)

Die roten Nummerierungen stammen von mir, um meine Antworten klar zuordnen zu können. Der Leserbriefschreiber hat sich mit Namen identifiziert (den ich hier weg lasse, damit keiner in Versuchung gerät seinen Blog voll zu müllen) und hat nicht darauf bestanden, dass seine Email nicht veröffentlicht werden darf. Es gibt noch ein paar ähnliche Leserbriefe, die ich bisher ignorierte, und nehme diesen jetzt als Beispiel, um meine Position klar zu machen. Danisch zerreißt ja auch ab und zu mal einen Leserbrief auf seinem Blog, aus vergleichbaren Gründen.

Zu (1)

In „Vorweg“ habe ich ja beschrieben, wie ich grundsätzlich mit Kommentaren umgehe. Nach meiner Lust und Laune, und beim ersten Vorfall begründe ich das in der Regel auch rational. Wenn ich einem Kommentator antworte, dass er das Kommentieren hier besser sein lassen sollte, gehe ich davon aus, dass er ein eindeutiges „Lass mich in Ruhe“ versteht und sich nicht weiter aufdrängt. In Einzelfällen berappelt sich dann auch einer, erkennt dass sein Rabaukentum nicht geschätzt wird und stellt danach rationale Kommentare ein. Ich finde es bedauerlich, wenn einige wenige Leute das „hau ab“ nicht einsehen wollen und mir weiterhin unnötige Arbeit machen. Die Zeit, die ich zum Moderieren verschwenden muss, fehlt mir am Ende für neue Texte.

Zu (2)

Sehen Sie sich gerne wie Sie wollen. Auf MEINEM Blog kommt es darauf an, wie MEINE Perzeption von Ihnen ist. Falls ein anderer, von mir geschätzter Kommentator Ihre Ansichten untermauert, mit Fakten, Beweisen, Historie, die ich nicht kenne, bin ich schon mal bereit etwas länger darüber nachzudenken. Bei solchen Kommentatoren wie Ihnen ist es aber so, dass ich Ihre „Visionen“ und „Perspektiven“ schon von beliebig vielen anderen Leuten, und vor Jahren bereits gehört habe, darüber nachdachte und zur Ansicht kam dass Sie ganz klar falsch liegen. ICH entscheide dann, ob ich es mir und meinen Lesern zumuten will, Sie mit den ganzen Fakten, die Ihren „Visionen“ widersprechen zu bombardieren, oder ob ich Sie in die Schublade „hoffnungsloser Fall“ einsortiere. Wenn jemand darauf besteht, dass 2+2=5 ist, dann ist er ein hoffnungsloser Fall. Der einzige Weg mich dabei klein zu kriegen wäre in Zimmer 101 mit der O’Brien Methode (1984).

Zu (3)

Mich als Kapitalisten zu bezeichnen ist korrekt und ich kann an dem Begriff auch nichts Beleidigendes finden.

Zu (4)

MEIN Blog ist nicht Facebook, Google, YouTube oder Twitter. Das hier ist nicht eine öffentliche Plattform für alle und jeden. Das hier ist für mich und die Leute, mit denen ich gerne kommuniziere, auch wenn sie teilweise andere Ansichten haben. Wenn Sie meinen ich wäre narzisstisch und ideologisch, dann lesen und kommentieren Sie hier doch einfach nicht. Das einzige was Sie zwingt auf meinen Blog zu gehen, sind einige Neuronen ihn IHREM Gehirn, die Ihnen mitteilen, dass an dem was ich schreibe etwas wertvoll für Sie ist. Meine Leser können gerne auf Ihren Blog gehen und Ihre Gedanken dort lesen. Weder ich noch jemand anders hält sie davon ab. Versuchen Sie die zu erreichen, ohne meinen Blog dafür zu missbrauchen. Nochmals: Dies ist ein privater Blog. Logisch zensiere ich da. Würden Sie z.B. Stephen King zwingen wollen, neben seinem Narrativ für sein Buch auch Ihres mit zu veröffentlichen? Und meinen Sie der wäre erfreut über Ihre Forderung? Sie haben da einen totalitären Gedankensalat im Kopf. Ich lerne jeden Tag etwas Neues. Ich habe vor einiger Zeit z.B. eine knappe Stunde auf Ihrem Blog zugebracht und daraus gelernt, dass ich von Ihnen nichts lernen kann. Das ist der rein rationale Grund warum ich jede weitere Beschäftigung mit Ihnen (und einigen wenigen anderen Kommentatoren) als Zeitverschwendung betrachte.

Zu (5)

Schauen Sie, ich bin über den Daumen mindestens 30 Jahre älter als Sie. Ich kann mich noch erinnern, wie wenig Lebenserfahrung, wie wenig Ahnung von der realen Welt ich damals hatte und wie beschränkt mein Horizont war. Vor allem habe ich 2 Jahrzehnte als Ingenieur gearbeitet, wo man schnell unterscheiden lernt, was reine Theorie ist und was in der Praxis auch funktioniert. Die Hälfte der Zeit war ich in verschiedenen General Manager Funktionen. In dem Job muss man lernen wie man schnell die Spreu vom Weizen trennt, da der Tag nur 24 Stunden hat. Man filtert einfach aus wenn etwas theoretischer oder praktischer Unsinn ist. Das können Sie nicht, weil Ihnen einfach die Erfahrung fehlt. Ich erhebe keinen Anspruch der „Volkslehrer“ zu sein oder immer Recht zu haben. Wer hier etwas lernt, liest von sich aus weiter, wer meint nichts zu lernen, kann gerne woanders lesen. Meine Beiträge sind ein Angebot, welches niemand annehmen muss. Außerdem kenne ich persönlich keinen Wirtschaftswissenschaftler, der Geschäfte mit zig Millionen Umsatz jahrelang betrieben hat, oder Akquisitionen im Wert von insgesamt knapp 1 Milliarde US$ durchzog. Die meisten Wissenschaftler sind reine Theoretiker ohne jegliche praktische Erfahrung in der realen Wirtschaft.

Zu (6)

Sie sind enttäuscht. Sie interpretieren etwas in mich hinein, was nur in Ihrem eigenen Kopf stattfindet. Niemand zwingt Sie Ihre Zeit zu verschwenden und hier Kommentare zu schreiben. Insbesondere nachdem ich Ihnen klar gemacht hatte, dass Sie hier unerwünschte Kommentare schreiben, hätten Sie aufhören können Ihre Zeit zu verschwenden. Da Sie Ihren eigenen Blog haben, können Sie doch dort jedes Wort von mir zerreißen und zu Tode diskutieren, wenn es Ihnen Spaß macht und Ihnen die Zeit wert ist. Die „Grundwerte der Demokratie“ sind für mich kein Heiligtum, insbesondere dann nicht, wenn sie derart missbraucht werden. Ansonsten gilt Churchill.

Zu (7)

Ich habe bereits darüber nachgedacht und Sie bleiben weiterhin gesperrt. Neben der fehlenden Substanz, bzw. Irrelevanz Ihrer Kommentare sind da noch zwei weitere Aspekte. Sie lassen keine Gelegenheit aus, in jedem Kommentar mit mehreren Links, Werbung für Ihren eigenen Blog zu machen. Das lasse ich nur dann zu, wenn der jeweilige Link zu einem Beitrag führt, der das angesprochene Thema sinnvoll erweitert, mit knallharten Fakten, die meine Ansichten entweder untermauern oder glasklar widerlegen. Alles andere ist für mich SPAM. Ausnahme ist, wenn ich etwas lustig finde. Der zweite Aspekt ist, dass Sie immer wieder so kleine Nicklichkeiten einschieben, wie „statt von Jasagern umgeben zu sein“ oder „ narzisstisch“ und ähnliche Unterstellungen. Man mag sich darüber streiten, ob das nun Beleidigungen sind oder nicht, die Intention ist aber eindeutig mich persönlich abzuwerten. Sie argumentieren gegen den Menschen, nicht gegen die Sache. Sie scheinen sich auch persönlich beleidigt zu fühlen, wenn Sie in der Sache verlieren. Diese Art der Kommunikation halte ich für reine Zeitverschwendung.

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Ich denke eine Aussage von Jordan B. Peterson passt sehr gut auf dieses Thema: „clean up your room“. Das ist hauptsächlich metaphorisch gemeint und eines der erfolgreichsten Memes der letzten Zeit, wobei man die praktische, wortwörtliche Interpretation nicht ganz vergessen sollte. Wer den Drang verspürt andere Menschen von seinen Ansichten zu überzeugen, seine Visionen und Perspektiven verbreiten will, der sollte damit anfangen im eigenen Oberstübchen aufzuräumen. Dieser Blog ist für mich selbst auch das. Und Peterson spricht auch davon, sein aufgeräumtes Zimmer dann schön zu gestalten. Diese Trollerei, dumme Kommentare und sonstiger Rotz widersprechen diesem Ziel. Dieses Aufräumen beinhaltet nicht nur die eigenen Gedanken und Vorstellungen zu sortieren, sondern auch, diese an Fakten und der Realität zu spiegeln. Wer nur seine eigenen Argumente kennt und nicht die des Gegners, oder gar die des Gegners ignoriert, hat schon verloren. Die meisten versuchen dem dann entstehenden Chaos durch Selbstimmunisierung zu entfliehen. Jeder tut das zu einem gewissen Grad, auch ich, trotz des Versuchs dies zu vermeiden.

Wenn ich oben gesagt habe, dass ich viele „Visionen“ und „Perspektiven“ schon zig mal gehört habe, sie als grundlegend falsch erachte und ohne neue nachprüfbare Fakten nicht weiter darüber nachdenke, und deren endlose Wiederholungen ignoriere, ist das m.A. einfach effizient. Man muss wirklich nicht bei jedem Thema mit Adam und Eva anfangen. Das entspricht auch dem üblichen wissenschaftlichen Vorgehen. In den harten Wissenschaften reicht ein eindeutiger Gegenbeweis um eine These oder Theorie zu vernichten. In den weichen Wissenschaften ist das eher unpraktikabel und man bemüht die Statistik um heraus zu finden ob eine Aussage mit hoher Wahrscheinlichkeit wahr oder falsch ist. Gegen statistisch relativ klare Ergebnisse mit Ausnahmen zu argumentieren ist zwecklos. Das Ergebnis drückt ja schon aus wie viele Ausnahmen es gibt.

Wie gesagt, das ist nur ein Beispiel für einen Uneinsichtigen. Ich habe es deshalb genommen, weil es mir typisch für solche Kommentatoren erscheint. Ich will nicht, dass sich jetzt ein Mob auf den stürzt und ihm seinen Blog versaut. Ich will nur, dass er und andere Leute mit ähnlichen Tendenzen es sich zwei mal überlegen, bevor sie hier völlig unpassende oder gar derogative Kommentare ablassen. Seid euch darüber im Klaren, dass ihr hier nicht jeden Scheiß abladen könnt, denn es wird zurück gesch(i)(o)ssen. Ich habe genug Zeit für diesen Blog, aber nicht dafür, jedem Einzelnen die Windeln zu wechseln.

Zum Ausklang, ein paar extrem deutliche Worte von Pat Condell. Schnell anschauen, bevor es gelöscht wird 😀

Und als Nachtrag zum letzten Artikel: Aaron Clarey – The Incredible Importance of Retiring Early

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