Neues? Rentenkonzept

DAX 1.1.1990 : ca. 1.800

DAX 1.1.2021: ca. 13.000 (plus 622%)

DOW 1.1.1990: ca. 2.800

DOW 1.1.2021: ca. 30.000 (plus 971%)

HSI 1.1.1990: ca. 2.800

HSI 1.1.2021: ca. 24.000 (plus 757%)

Wenn man den DAX/DOW/HSI (oder ähnliche Indizes) vor 30 Jahren (einmalig) kaufte, verzinste die Investition sich mit durchschnittlich 7% (+/- 1%) pro Jahr. Nicht einberechnet sind ausgezahlte Dividenden. Diese 7+/- 1% über 30 Jahre sind relativ konstant, egal wann man die Investition tätigt. Aber wir reden ja über einen Rentensparplan, in dem man monatlich immer wieder die selbe (oder eine inflationsangepasste) Summe in den selben Index investiert. Über 30 Jahre mitteln sich die Renditen, die man bei Investitionen in Hochphasen des Aktienmarktes erzielt (gering oder ggf. negativ), mit den Renditen, die man in Crash-Phasen investiert (überdurchschnittlich hoch) aus.

Wenn man z.B. bei einem Aktiensparplan im DAX mit 500 EUR monatlichem Sparbetrag anfängt, welcher bei 1% Inflation auf 667 EUR pro Monat im 30. Jahr steigen würde, und mit 6,5% durchschnittlicher Wertsteigerung pro Jahr rechnet, hat man am Ende des 30. Jahres ca. 600.000 EUR angespart.

Diese 600.000 EUR belässt man nun in der getätigten Investition, entnimmt aber jeden Monat 2.500 EUR für die Lebenshaltung (jedes Jahr 1% mehr wegen Inflation), weil man sich selbst in Rente geschickt hat. Wenn man noch 30 Jahre lebt bleibt wieviel Geld für die Erben übrig?

Ahem: 1 Million EUR. Die Erben werden sich freuen.

Erst ab ca. 3.300 EUR monatlicher Entnahme (+1% p.a.) ist der Restwert nach 30 Jahren ca. Null.

Wer’s nicht glaubt kann es selbst für seine angenommenen Werte ausrechnen:

https://www.thecalculatorsite.com/finance/calculators/compoundinterestcalculator.php

Sind 500 EUR pro Monat viel? Nun, der deutsche Staat, bzw. die amtliche Rentenversicherung verlangt von Dir und deinem Arbeitgeber insgesamt 18,6% Rentenbeiträge. Bei einem (unterdurchschnittlichen) monatlichen Bruttolohn von 2.700 EUR wären das 502 EUR pro Monat.

Die Rente ist zwar (laut Blüm) sicher – ich würde sagen sicher weniger als du denkst – aber sicher ist, dass du nach 30 Jahren Rentenzahlungen und 30 Jahren Rentenbezug mit genau Null Vermögen das zeitliche segnen wirst. Und die Durchschnittsrente ist weder 2.700 EUR, noch 3.300 EUR im Monat, sondern ::::: ca. 1.200 EUR. Bei 1.200 EUR monatlicher Entnahme müsste die Verzinsung der o.g. 600.000 EUR nicht nur null, sondern negativ!!! sein, um nach 30 Jahren das Vermögen komplett aufzubrauchen. Das schafft selbst der dümmste Depp nicht, nur der deutsche Staat kann das.

Und nicht zu vergessen, das durchschnittliche Bruttoeinkommen liegt bei ca. 40.000 EUR p.a., also ca. 3.300 EUR pro Monat, d.h. es werden monatlich im Schnitt 620 EUR für die sog. Rentenversicherung fällig.

Selbst bei einer Durchschnittsrendite von nur 5% und einer Inflation von 2,5%, kommst du nach 30 Jahren immer noch auf ca. 550.000 EUR, du musst halt wegen der Inflation im letzten, 30. Jahr ca. 1.000 EUR pro Monat (von einem inflationsangepasten viel höheren Gehalt) sparen. So lange im 30-Jahres-Schnitt die Rendite nur leicht über der Inflation liegt, ist ein solcher Sparplan sehr viel sicherer und sehr viel rentabler, als das staatliche Rentenkonzept. Ganz abgesehen davon, dass einem keiner vorschreiben kann, wieviel man einzahlen muss und wann man in Rente gehen darf.

Jeder Renten- und Investitionsberater wird dir empfehlen, mit dieser Art zu sparen so früh wie möglich anzufangen, möglichst am ersten Arbeitstag. Mathematisch gesehen haben die ja recht. Praktisch gesehen, braucht man erst mal viel mehr Geld für Konsum in den ersten Berufsjahren, in denen man auch noch nicht so viel Einkommen hat. Ein Auto muss her, eine Wohnung mit Möbeln und den üblichen Haushaltsgeräten, man will mal selbst in Urlaub gehen (statt wie bisher mit den Eltern), man will einen Partner kennenlernen, ggf. heiraten und Kinder. Da tun die 500 EUR pro Monat in den ersten 10 Jahren des Berufslebens schon weh. Oder man spart die 500 EUR pro Monat an und kauft sich nach 10 Jahren eine eigene Wohnung für ca. 80-90.000 EUR.

Deshalb würde ich das Rentensparen erst mit ca. 30 Jahren verpflichtend beginnen. Bei Endalter 60 hat mit dieser Methode praktisch jeder, der in dieser Zeit selbst ein unterdurchschnittliches Einkommen erzielte, mehr als genug Vermögen, um es sich 30 Jahre lang in der selbst erwirtschafteten Rente gut gehen zu lassen.

Die Marktkapitalisierung des DAX liegt bei ungefähr 1.000 Milliarden EUR. Die Gesamtverschuldung der öffentlichen Haushalte liegt/ lag bei knapp unter 2.000 Milliarden EUR. Wegen Corona, Klima, Immigration und so weiter werden nun wieder neue Staatsschulden aufgenommen, zwischen einigen zig Milliarden bis wohl über 200 Milliarden EUR. Die Ausgaben der deutschen Rentenversicherung liegen bei ca. 300 Milliarden EUR pro Jahr, Tendenz stark steigend, denn jetzt geht die Babyboomer-Generation in Rente..

Nehmen wir mal an die deutsche Rentenversicherung, bzw. der Bund kauft jedes Jahr mittels Neuverschuldung, ca. 5% des DAX, also 50 Milliarden EUR p.a. für die nächsten 10 Jahre. Am Ende der 10 Jahre hätten sie, mit durchschnittlichen 6,5% Zins und Zinseszins ca. 700 Milliarden, oder zwischen 50 und 70% der DAX Marktkapitalisierung (d.h. man sollte den MDAX und SDAX einbeziehen). Über die folgenden 10 Jahre könnten sie damit knapp 1/3 der Rentenverpflichtungen erfüllen. Der Rentenbeitrag von im Schnitt 620 EUR pro Monat kann dann für diese 10 Jahre um 1/3 reduziert werden.

Die Inflation durch Neuverschuldung würde steigen, aber die Aktienkurse würden wegen dem andauernden Ankauf durch den Staat ebenfalls inflationsangepasst stärker steigen. In der Verkaufsphase (also zw. 2030 und 2040) haben die Deutschen in Schnitt 200 EUR mehr netto, die sie verpflichtend in den DAX anlegen sollen. Also ca. 56 Millionen Rentenversicherungspflichtige mit 200 EUR pro Monat, d.h. ca. 134 Milliarden EUR an Aktienkäufen p.a. Bei ca. 100 Milliarden Aktienverkäufen des Bundes. Nach 2040 wird die Anzahl der Rentner aus dem Babyboom stark abfallen (Durchschnittsalter um die 80). Selbst wenn man es dann dabei belassen würde, wären die Renteneinzahlungen dauerhaft um 1/3 geringer und jeder kann im Schnitt weiterhin 200 EUR pro Monat in den DAX und andere Indizes investieren, um für einen erheblichen Teil seiner eigenen Rente zu sorgen. Danach könnte man die Rentenversicherung ausphasen, indem man nur noch die Älteren Pflichtversicherten stärker zur Kasse bittet (die diesen Murks ja immer gewählt hatten), um den Jüngeren zu ermöglichen vollständig selbst vorzusorgen.

Das Verhältnis der Rentner zur Erwerbsbevölkerung liegt noch knapp unter 50% und wird in den nächsten 20 Jahren auf über 70% ansteigen (statista: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/14177/umfrage/deutschland-anteil-rentner-an-erwerbsbevoelkerung/ ). Man wird nicht umhin können vor allem die hohen Renten stark zu beschneiden, d.h. die heutige Durchschnittsrente wird bald die Maximalrente sein. Es wird allen bewusst werden, dass die staatliche Rentenversicherung ein Flop ist. Die Bereitschaft für radikale Veränderungen wird steigen. Und ich denke, dass es einen Systemschock braucht, um die Mehrheit für eine selbst verantwortete Rente zu gewinnen.

Mein Plan hat einige Vorteile:

  1. Wenn man bis Alter 30 von Rentenbeiträgen befreit ist, kann man sich viel eher Wohneigentum anschaffen und eine Familie gründen.
  2. Der Staat und die gesamte Bevölkerung wäre am Wohlergehen und guten Geschäften der deutschen Aktiengesellschaften interessiert. Die Renditen, Dividenden und Wertsteigerungen kommen nicht nur wenigen Reichen zugute, sondern allen.
  3. Jeder ist Eigentümer seiner Rentenersparnisse. Die Renditen sind nicht von Politikern oder Beamten abhängig, sondern von der Entwicklung der deutschen Wirtschaft.

Natürlich wird es Gegenargumente von den üblichen Crashpropheten geben. Der Bundeshaushalt 2021 wird mindestens 500 Milliarden EUR betragen. Können wir davon nicht 10% investieren, um ein riesiges Problem zu lösen? Ich glaube, dass ich weniger als eine Stunde bräuchte, um die 50 Milliarden p.a. im Haushalt an anderer Stelle einzusparen, angefangen mit allen NGO Finanzierungen.

Die Idee zu diesem Artikel entsprang einem Internetkommentar, den ich mir zwar kopierte, aber vergaß, wer den wo geschrieben hat:

In den siebziger Jahren gab es in Westdeutschland eine Debatte um die “Vermögensbildung in Arbeitnehmerhand”. Es waren die Gewerkschaften, die alle Pläne rigoros abschmetterten, Arbeitnehmer über Aktien(fonds) am Produktivvermögen der Volkswirtschaft zu beteiligen. Ganz klar, ein selbstbewusster und materiell unabhängiger Arbeitnehmer ist nicht das, was ein Gewerkschaftsbonze erträumt. Ihm ist es lieber, wenn seine Beitragsschafe ihm den Siegelring dafür küssen, dass er zweieinhalb Prozent mehr Lohn für sie rausgeholt hat…

Hätte man damals, so wie in den USA, Aktiensparpläne für Arbeitnehmer aufgesetzt (in den USA heißen sie 401 k plans), so hätten wir heute eine Arbeitnehmerschaft, die sich wegen der niedrigen staatlichen Renten keine Sorgen machen muss.

Wenn der Originalkommentator das hier liest kann er sich melden, und sich meines überschwänglichen Dankes sicher sein. Ansonsten muss ich den Kommentar einem Russen namens Smirnoff zuordnen 😉

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9 thoughts on “Neues? Rentenkonzept

  1. Vergiss es, das wird nicht passieren. Die Leute hängen an der Bismarckrente. Zur Not muss man halt die Reichen (Mittelstand) ein wenig mehr schröpfen. Oder die Selbstständigen Zwangsversicherten. Das fällt selbst jetzt auf, dass viele mehr Staat wollen. Bezüglich NGOs kürze ich dir das spielend um 50 Milliarden p.a. Da geht aber noch wesentlich mehr. Wird aber nicht passieren.

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  2. Ja luisman, einmal mehr der Beweis, dass jeder besser für sich selbst sorgt als politische angebliche Weltenretter, die sowieso nur für sich selber sorgen. Nach Blüm war die Rente ja auch sicher, er meinte seine eigene.
    Wir haben zu viele Schafe, die zu gerne einem Leithammel hinterherlaufen, um den Risiken des Lebens zu entgehen, anstatt auf Selbstverantwortung zu setzen. Immer noch zu viel Mittelalter in den Köpfen der Menschen, die wie früher von Adel und Klerus gelenkt werden wollen.
    Bismarck hat damals ja auch die Zwangsversicherungen für unmündige Untertanen im Kaiserreich geschaffen, und die linksgrün, mitteralterlich Denkenden finden das toll.

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  3. Are these contributions compulsory? Why the terrible return, is it the young paying for the already-retired boomers or is the government skimming the fund for other purposes?
    If it makes you feel better, Japan’s system is even worse and I’ll have to pay into it if I ever get there.

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    1. Compulsory for everyone who is not self-employed or a civil servant (the later get a civil-servant-pension, not a retirement benefit) – it’s confusing to describe this in English, as in English it’s usually called pension either way.

      All the pensions are not paid from former investments, or accumulated contributions, but from the gross incomes of all current employees. The government holds a 3 months buffer. They don’t skim from the fund (because there’s no fund), but they attribute pensions to people who never paid contributions and skew the pensions in favour of people who made very little contributions (especially women).

      Don’t worry about me. I made 6 figures last year, and after Beijing-Biden is in office, I’ll probably make even more this year.

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      1. Kleiner Hinweis: gerade bei Soloselbständigen (z.B. It—lern) wird versucht diese als Scheinselbständige zu betrachten. Die die da hauptsächlich hinterher sind, sind die Sozialversicherungen. Zahlst du den minimalen Betrag, so lassen die dich zufrieden.

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