Was den Rechten fehlt ist Kultur

Andrew Breitbart: Politics is downstream from culture

The True, the Good and the Beautiful

Die sogenannten Konservativen berufen sich auf Vergangenes, was sie als immerwährend betrachten. Es ist ja auch fast unmöglich so was wie Bach, Beethoven, Mozart, Goethe usw. heute in moderner Form neu zu erfinden. Genauso war es für besagte Musiker „unmöglich“, aber sie haben es, als Produkt deutscher/europäischer Intelligenz, Kreativität, Fleiß, Umsetzungswillen und Durchsetzungsvermögen trotzdem geschafft, obwohl es unmöglich war. Man kann ähnliches über viele andere Künstler der Vergangenheit, aus der Malerei, Bildhauerei, Tanz, Theater, Film, Architektur, usw. sagen.

Es reicht wirklich nicht zu sagen: Das waren ‘wir’, das konnten wir mal, und damit sind wir kulturell gesättigt. Wir brauchen nichts Neues.

Rund um uns herum entstehen kulturelle Hässlichkeiten, die als ‘modern’ und ‘progressiv’ bezeichnet werden, obwohl sie einfach nur hässlich, ggf. praktikabel, effizient sind, und nicht – bei weitem nicht – den ehemaligen Standard dessen was man als schön empfindet, erreichen. Anstatt selbst etwas Schönes zu produzieren, beklagen sich Rechte über die Hässlichkeiten, die Linke produzieren.

Das, was ich in der Überschrift schrieb, ist den Linken schon lange aufgefallen. Es fiel denen auch auf, dass man mit etwas Eloquenz auch einen Beutel Scheiße zur Kunst erklären kann. Nochmal, und das gilt für alle linken Kulturprodukte, das Produkt ist ein hässlicher Haufen Scheiße, aber die pseudo-christliche Leidensrhetorik um es anzubiedern ist erstklassig.

Es ist mühsam und wegen der täglichen Umdefinition aller Begriffe fast unmöglich, die postmodernen Linken rhetorisch zu schlagen. Was Rechte so schreiben und sagen, wird von Linken als Müll betrachtet und großenteils haben sie damit m.A. sogar recht. Die Poesie des Wahren, des Guten und des Schönen wurde Opfer der Rhetorik, der kommunikativen Effizienz, der strategischen Kommunikation, der Click-Bait-Aufmerksamkeitsökonomie, des „ich muss lauter schreien als die anderen“. Und im Gegensatz zu den Linken, die, wenn auch noch so hässliche, Kultur en masse produzieren, ist von den Rechten, außer beleidigten Worten, nichts zu sehen.

Man entsinnt sich vielleicht der Brachialkultur der Nazis im 3. Reich. In der Sowjetunion war es ähnlich. Brutalismus in der Architektur, Lieder zu denen man marschieren konnte, pompöse Musik, Bilder der Arbeiter, Bauern und Soldaten, die das ideologische Ziel verkörperten und dafür leiden mussten. Literatur war nicht poetisch, sondern politisch korrekt. Man durfte träumen, von der sozialistischen Utopie, vom arischen Großreich, vom edelmütigen Führer usw. Und man denkt sich, NEIIIIIIIN, so was wollen wir nicht wieder. Und: schon an der Kultursprache hätte man erkennen können, dass die Nazis nicht „rechts“ waren, sondern umdekorierte Linke, also wie der Parteiname schon sagte – Sozialisten.

Das Wahre

Die linken, progressiven „WahrheitenTM“ prasseln täglich auf jeden ein. Wir hören, lesen, sehen sie rund um die Uhr. Manchmal fühlen wir sie auch, denn nicht immer kommt nach einem „Was guckst Du!!!“ oder „Hey, Alter.“ auch ein As-salamu alaikum. Wenn man dieser Propaganda nicht auf den Grund geht, weiß man nicht, ob eine Wahrheit verkündet wird, oder eine Lüge. Die Aufklärung forderte den Einsatz des eigenen Verstandes, aber das ist offensichtlich zu mühsam für viele.

Es reicht als Gegenmaßnahme zur Propaganda wohl nicht, dass man an der Büro-Kaffeemaschine mal was zu den Impfungen gesagt hat, oder auf einem Blog in den Untiefen des Internet, oder in einem Buch, welches ein paar tausend Leute kaufen. Die Kultur des Wahren kann und sollte man in allen Lebensbereichen leben und andere erleben lassen. Dann muss man am Veggie-Day eben seine Leberwurst-Stullen selbst ins Büro mitbringen, und ein paar Wochen warten, bis ein Zweiter und Dritter das auch tun.

Anstatt brutal zu sagen, dass man sich doch kein experimentelles Medizinprodukt ohne Not spritzen lässt, oder keinen Soja-Dreck in der Kantine frisst, kann man sich mal die Mühe machen im Internet nach einem Gedicht, einem 4-Zeiler, einem Spruch der alten Griechen, Römer oder Kirchenväter suchen, der wie die Faust aufs Auge passt. Das Wahre wird zwar nicht wahrer, wenn man es schön poetisch verpackt, aber es bleibt in den Hirnen der anderen besser hängen.

Das Gute

Auch hier wieder, kommt das „GuteTM“ aus der Steckdose. Es prasselt auf uns ein, was wir für gut und was wir für böse zu halten haben. Links ist gut, rechts ist böse. Die Ukrainer sind die Guten, die Russen sind die Bösen. Weißer alter Mann: böse. Negerin, die nicht sagen kann was eine Frau ist, aber gerade abgetrieben hat: supergut. Die Staatspropaganda bestimmt, was man für gut und für böse zu halten hat.

Dabei ist das Gute (ohne TM) recht einfach zu definieren: Alles was die Kooperation der Menschen in freiwilliger Arbeitsteilung dauerhaft fördert ist gut. Alles was das behindert ist i.d.R. schlecht. Es ist wichtig, dass man die Grundelemente des Guten, wie Meritokratie, wie Reziprozität immer wieder herausstellt und vorlebt, und sich Verstößen dagegen (Quoten, Umverteilung, etc.) entgegenstellt.

Wir wussten das auch mal. Leistungsträger in Unternehmen wissen das auch immer noch. Man will die Minderleister nicht mitschleppen müssen, vor allem, wenn sie damit prahlen ungestraft faul sein zu können. Die Kooperation zu verweigern ist fast immer schlecht, außer wenn Mitarbeit bei unmoralischem Verhalten gefordert wird. Was die Gesellschaft für unmoralisch hält steht ja im BGB.

Ob sich Staatsanwälte und vor allem Richter noch an die moralischen Grundlagen der Gesetze erinnern ist ein anderes Problem. Bei vielen überwiegt offensichtlich die Tendenz zum „GutenTM“ und übertrumpft das was wirklich im bürgerlichen Gesetz geschrieben steht. Wer sich aber für ‘rechts’ hält, der sollte vor allem vorleben, dass er sich an die moralischen Gesetze hält, und sich unmoralischen Gesetzen verweigern.

Das Schöne

Ich deutete schon an, dass man sich des Schönen in der Sprache bedienen sollte, wenn man seine rechten, konservativen Ideen kundtut. Aber Sprache ist nicht alles, und evolutionär erst ziemlich spät entstanden. Die basale Kommunikation findet auf anderer Ebene statt. Und dabei haben Linke so ihre Probleme, die sie teilweise geschickt kaschieren.

Zuerst mal kann man sich die Frage stellen, wie man als Mensch ‘rüber kommen’ will. Ruhig, gelassen, unaufgeregt, wissen wollend, oder kreischend, nervig, auf 180 und alles schon zu wissen meinend.

Macht man sich die Mühe in dem was man anbietet, es so einfach konsumierbar zu machen, wie es eben geht, oder macht man es unnötig kompliziert und verwirrend. „Easy on the eye“ sagt man oft als Mann über schöne Frauen, aber es gilt genauso für Produkte und Dienstleistungen. Bei mancher rechter Publikation sagt man sich „Mannomann, hat der sich aber einen abgebrochen.“, um einen ziemlich selbstverständlichen Sachverhalt darzustellen (Meinereiner nicht ausgenommen). Lächelnd daneben steht ein Katholik mit einem Mann am Kreuz, und jeder versteht auf Anhieb, was das ist und was es bedeuten soll. Und wieder daneben hüpft eine junge Göre fürs Weltklima, und weil das Spaß macht, machen viele mit.

Sellner hingegen reist nach Berlin um sein Buch über Remigration vorzustellen, erklärt haarklein, wen man und wie man die Unerwünschten wieder los wird, mit welchen Gesetzen und Gesetzeslücken man operieren kann, und die Mainstream Medien chantieren: Sellner hat Ausländer raus gesagt.

Insbesondere die katholischen Kirchen sind aus gutem Grund schön. Die Ästhetik der Kirchen ist wunderbar, selbst das Kreuz mit dem Jesus dran ist künstlerisch ausgefeilt, mit den richtigen Proportionen, der Ikonographie auch im Detail, auch in seiner Schlichtheit. Die Paläste der europäischen Adligen waren schön, einladend, auch wenn das gemeine Volk draußen bleiben musste. Selbst die Verwaltungsbauten der europäischen Kulturen wurden 2.000 Jahre lang schön und einladend gebaut, so dass man sich nicht schämen musste dahin zu gehen, sondern stolz darauf war. Schulgebäude in Städten repräsentierten die Würde der Einrichtung, das gesellschaftliche Gewicht der Bildung.

Kirchen werden heute nicht mehr gebaut sondern abgerissen oder umgewidmet. Moscheen werden neu gebaut und selbst die Moslems bestehen darauf, dass man aus den unwürdigen Kellerloch-Moscheen nun in ein möglichst schönes Gebäude mit allem Drum und Dran umziehen will. Der neue Brutalismus der Beton-, Stahl- und Glasarchitektur macht selbst neu gebaute Museen, Theater, Kinos abstoßend, woran das Aufhübschen mit vielen bunten LEDs oder Graffiti auch nicht viel ändert.

Wenn man die „broken windows theory“ von der Kriminologie auf die allgemeine Kultur überträgt, dann kann es nicht verwundern, warum die aktuelle Kultur so hässlich und abstoßend ist. Man hat mit den hässlichen Betonklötzen mal angefangen und lies es weiter laufen. Niemand baut mehr Fachwerkhäuser, einen Hauseingang mit Säulen, oder Fensterstürzen mit Stukko-Verzierungen. Nur noch Stahlbeton, Plastik, Aluminium nach DIN sowiesoviel.

Das Bühnenbild in Theatern besteht aus wild verstreutem Sperrmüll, primitiver Dekoration anstatt aus handgemalten und handgemachten Teilen von künstlerisch tätigen Bühnenbildnern. Aus der kurzlebigen Kunstrichtung Abstrakt, die eine kreative Sackgasse ist, wurde entweder dümmlichste Kraxelei, oder Graphik-Design, welches inzwischen eine KI genauso überzeugend in Sekunden produzieren kann.

Der konservative Kulturmensch geht auf irgendwelche Festspiele, Kirchenkonzerte, auf alt gemachte Theater, weil er die antiken bis uralten Stücke in der vermeintlich alten, noch schönen Atmosphäre erleben will. Es gibt dazu auch keine Alternative.

Die Kultur der Konservativen und Rechten ist die Nostalgie. Man tut sich schwer etwas Neues zu machen, welches das Wahre, das Gute und das Schöne repräsentiert. Man ist ja schon vor Glück besoffen, wenn Heino aus dem Sarg erwacht und ein paar deutsche Volkslieder trällert. Also, liebe Rechte, Neu-Rechte und Konservative, ihr könnt das mit der Politikserei lassen, wenn dahinter keine Kultur steht, die das stützt und begründet. Im Zweifel wählen die Leute das Neue, einfach weil es neu ist, auch wenn es verlogen, bösartig und hässlich ist.

14 thoughts on “Was den Rechten fehlt ist Kultur

  1. Ich kam 1962 auf das städtische Jungen Gymnasium in Ahlen, Westfalen in die Sexta. Wir hatten einen Kunstlehrer namens Hermann Schweizer. Wenn zum Beispiel jemand meinte, dass ein gewisses Bild schön ist, dann qualifizierte er das in arroganter Weise ab und sagte, schön ist eine Putzfrauen Vorstellung. Er hat dann auch ein abstraktes Relief gemacht für die Außenwand des Gymnasiums mit irgendwelchen Art Gebirgszügen, in der man alles mögliche hinein interpretieren konnte. Also der Schwachsinn fing damals schon an. Ich denke, dass es mit dem menschlichen Geltungtrieb zu tun hat, wenn jemand festlegen will, was fortschrittlich ist und was Rückschritt ist.

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    1. Ulkigerweise kennen gerade Kuenstler ganz genau die Grundlagen der Schoenheit, wie Proportionen, Kontraste, Farbharmonien etc. Fuer mich war z.B. Piet Mondrian nicht der Hoehepunkt abstrakter Kunst, sondern das Ende dieser. Ich denke auch, dass fuer moderne Kuenstler der Agent, der tolle Stories um deren Kunstprodukte erfindet. wichtiger ist als deren reales Produkt.

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  2. Interessante Gedanken. Allerdings, wer nicht einmal in in der Lage ist, kleine Perlen wie das SZ in der deutschen Schriftsprache zu bewahren oder einen korrekten Genitiv nebst akkuraten Konjunktiv auch im Mündlichen – wer also jeder linken Kretinschreibreform folgt – wird in anderen kulturellen Fragen erst recht krachend scheitern. Und daß sich die Verblödung auch mittels “Hirnzuscheißindustrie” wie ein Flächenbrand nahezu ungehindert in alle Richtungen ausbreiten kann, wer wolle das noch bestreiten? Im Übrigen gehört ein Rechner, der keine entsprechende Tastaturbelegung darstelllen kann, auch zum linken Schrott 😉

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    1. Also bei mir reichten 3 Jahre China, mit 1 deutschen von ueber 100 Mitarbeitern, um Deutsch halbwegs zu verlernen. Zuerst fielen mir eine ganze Menge deutscher Begriffe nicht mehr ein, weil ich sie nur noch auf Englisch benutzte, bzw. tlw. auf Chinesisch. Dann fing ich an die Grammatik der Fremdsprachen ins Deutsche zu uebernehmen. Wie ich vor Jahren in einem Interview sagte, den Blog startete ich auch deswegen, um Deutsch nicht ganz zu verlernen. Denglisch kann ich ganz gut, aber das ist keine offizielle Sprache 😀

      PS: Ich baue alle meine Rechner selbst. Bei der Feuchtigkeit und dem Vulkanstaub hier brauche ich ca. alle 6 Monate eine neue Tastatur. Und hier gibt’s eben nur US-Tastaturen. Ausser diesem Blog hier schreibe ich eh nichts auf Deutsch.

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  3. Das ist eine exzellente, gelungene Abhandlung, die Sorgfalt darin ist klar ersichtlich… (Sehen ein paar kleine “aber” und “?” und ewerden in Kuerze darauf zurueckkommen.)

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  4. Nur kontra Überschrift.

    “Der Linke”, dreißig cm Luft unter den Füßen, das Hirn voll Qualm, aber den Rüssel im Dreck.

    Damit ist nicht ein echter Sozialdemokrat gemeint.

    Was den Rechten fehlt, ist das radikale Selbstbehaupten und das Missionarische dafür. Viel zuviel Rücksichtnahme.

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    1. Kommt drauf an, was ein “echter” Sozialdemokrat ist. Wenn das jemand ist, der will, dass die Arbeiter auch was vom Gewinn abkriegen, dann wird er heutzutage dafuer kaum noch Opposition finden.

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  5. Ein wichtiges Thema, uMn, das nähere Betrachtung verdient. Aber, uns wurde bewusst, dass einige Anmerkungen nicht genügen. Es wird vielleicht ein neues Essay. Aber einige Ideen im voraus.

    Wir hatten hier schon oft – unter anderen Titeln – die linke und rechte Seele beleuchtet.
    Der Vorteil der Linken ist, sie braucht nicht (mehr) zu unterscheiden zwischen konservativ, rechts, reaktionär und Neonazi. Der breiten ‘konservativen’ Masse ist das „Material zum kulturellen Aufbau“ seit langem ausgegangen (oder wurde ihnen verweigert). Zeig uns einen Philosophen und Kunstschaffenden – oder selbst Wissenschaftler mit funktionierendem Vernunft-Apparat! Der Zeitgeist wurde bunt.

    Das deutsche Rabbinat half den Grünen und radikalen Linken in den Sattel und lieferten ihnen die Munition der Antisemitismus/Nazi-Vorwürfe. Jetzt fliegt ihnen mit dem Palästina-Dilemma der ganze radikale Dreck ins Gesicht und die Antisemitismus-Granaten gehen nach hinten los. Die woken Geister wollen nicht mehr in die Flasche zurück…

    Ja, die Rechte hat ihre Chancen verpasst, nach mehreren Generationen der Hingabe an Sühne und Demut. Der Linken ging es stets nur um Macht, niemals um Moral. Die Rechte muss lernen sich zu bekennen: „swim or sink.“

    Wir haben es vor 10 Jahren unter „Die Deutschen Opfer des Pragmatismus“ behandelt [ https://huaxinghui.wordpress.com/2013/10/31/die-deutschen-opfer-des-pragmatismus-i/%5D

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    1. Das ist ja ein fruehes Werk von Euch, mit prominenter Beteiligung.

      Fuer meinen Geschmack etwas zu ver-sozialwissenschaftlicht, falls das ein Wort ist.

      Die einfache Formel waere z.B. dass die Linken mit Gefuehlen denken und argumentieren und sie Logik und Rationalitaet gar nicht interessiert. Das Mittel der Wahl ist derzeit diese Wortakrobatik, in der man jeden Begriff so interpretiert, dass er gerade in den Kram passt.

      Bei Konservativen/Rechten ist es umgekehrt (Facts don’t care about your feelings – Jewboy Shapiro) und deshalb vernachlaessigen sie die Argumentation auf Gefuehls- und Beziehungsebene. Durch das woechentliche Ritual im Christentum wurde jeder auch emotional wieder eingegleist. Das fehlt heute und muss durch andere Formen der Kultur ersetzt werden.

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