Es geht um die Zivilisation, nicht um die Demokratie

Und, lieber Herles, schon gar nicht geht es darum, wer in der Demokratie die literarisch wertvollsten Reden schwingt. Am Ende ist eh das meiste Gebabbel, wie man in meiner ehemaligen Heimat sagt. Die Demokratie ist nur einer der am wenigsten schlechten Regierungsformen um eine Zivilisation zu erhalten oder voran zu bringen. In Ägypten hatten Gottkaiser Jahrtausende lang eine Zivilisation angeführt. Die haben sogar Pyramiden gebaut (über Sinn und Zweck kann man sich immer streiten) und heutige Historiker und Bauingenieure wundern sich zum Teil noch immer wie die das damals hin bekommen haben.

Man kann sich all die existierenden und verworfenen Demokratien anschauen und findet bei allen Varianten immer vieles was schlecht oder gar nicht funktioniert hat. Jetzt mit dem confirmation bias daher zu kommen und die Demokratie, in der man zufälligerweise gerade lebt, als die Beste aller zu glorifizieren kommt mir etwas scheinheilig vor. Ich finde wir diskutieren viel zu wenig über die Nachteile und Probleme mit unserer jeweiligen Demokratie und wenn wir es tun, dann wird das ganz schnell mit tagespolitischem Parteienstreit zugemüllt.

Was Trump in den ersten Wochen getan hat, ist genau das, was er seinen Wählern vorher versprochen hatte. Das heißt die Mehrheit der Wähler in den von ihm gewonnenen Bundesstaaten und auch die Minderheit seiner Wähler in den von Hillary gewonnenen Staaten hat das genau so gewollt. Er hält sich auch an die Regeln. Die einsamen Dekrete von König Obama werden abgeschafft und König Trump unterschreibt jetzt seine einsamen Dekrete. So funktioniert nun mal das amerikanische System der Republik mit demokratischen Wahlen. Alle vier Jahre wird der neue König gewählt und der hat eingeschränkte Vollmachten. Wenn er die Schranken missachtet, bekommt er Ärger mit der Justiz, wie das ja nun auch der Fall ist – sein 7 Länder Einreiseverbot ist erst mal ausgebremst.

Wenn die Medien, die Partei der Demokraten und schwarz vermummte Radikalinskys behaupten er hat doch gar nicht die ‘popular vote’ gewonnen und deswegen muss man ihn absetzen und am besten auch gleich erschießen, dann wollen die sich nicht an die bestehenden Regeln der Republik mit demokratischen Wahlen halten. Nach dem Fußballspiel die Regeln zu ändern und z.B. die Tore im Abseits auch zu zählen, macht das Spiel nicht mehr spielbar. In einer Demokratie kann man auch die Regeln der Demokratie ändern, allerdings nicht nachträglich und auch nur mit einer entsprechend großen Mehrheit.

Die vielen Demonstrationen zeigen eigentlich nur eines und das sind die Gesichter der Verlierer der Wahl. Ein größerer Teil der Demonstranten hat es offensichtlich nicht mal für nötig gehalten ihren dicken Hintern am Wahltag an die Urne zu schleppen und selbst zu wählen. Die protestierenden Wähler haben es nicht geschafft genug Freunde, Nachbarn und Bekannte zu überzeugen für Hillary zu stimmen. Ich verstehe ja dass die jetzt sauer sind, aber verloren haben sie nichtsdestotrotz. Ausgerechnet die, die sich mit dem Label ‘Demokraten’ schmücken, können sich mit dem Ergebnis einer regelkonformen demokratischen Wahl nicht abfinden. Das sind Scheinheilige und Heuchler.

Die Trump-Wähler haben ihn auch deswegen gewählt, weil er ein Führer und Macher ist, nicht ein besonders diplomatischer Politiker. Das Risiko das sie damit eingehen konnten sie wohl kaum ignorieren, denn die gesamte Medienlandschaft in den USA und weltweit hat Führer Trump mit Hitler gleichgesetzt. Damit haben seine Wähler auch unglaubliches Vertrauen in die amerikanische Republik, Demokratie und Justiz bewiesen. Sie vertrauen darauf, dass das System gut genug funktioniert um mögliche Versuche von Trump sich als Diktator zu etablieren vom System im Keim erstickt werden. Das Restrisiko waren sie bereit zu akzeptieren.

Eine Wahlanalyse von Colttaine zeigt, dass die Stadtbewohner in großer Mehrheit Hillary wählten und die Landbevölkerung in großer Mehrheit Trump. Die Leute vom Land lehnen die Zivilisation der amerikanischen Großstädte ab und wollen ihre eigene Zivilisation erhalten. Die Hauptgründe sehe ich in einerseits berechtigter Angst und andererseits fühlen sie sich von den Städtern ausgenutzt. Die Angst ist berechtigt, weil die multikulturellen Innenstädte massiv Probleme mit der Gewalt- und Drogenkriminalität haben. Vergleich Houston, TX (2,2Mio Population) mit Nacogdoches,TX (33k Population). Andererseits werden die Steuern aber fast ausschließlich in den Städten für irrwitzige Programme, Bauten und Straßen verpulvert, während man in der Kleinstadt das Rathaus in Selbsthilfe anpinseln muss. Gleichzeitig sehen sie dass die ganzen kleinen Produktionsbetriebe, die lokal für auskömmliche Arbeit gesorgt haben entweder in die Städte, nach China oder Mexiko abgewandert sind.

Zivilisation ist ja nicht nur eine lokale Kultur und eine Art des Zusammenlebens, sondern auch Gebäude, Straßen, Kinos, Theater, Schulen, Krankenhäuser, usw. als Manifestation dieser Zivilisation. Man sieht das ja auch in Deutschland, wo Milliarden für eine Elbphilharmonie oder einen BER verpulvert werden, die Kleinstädte aber 30-40 Jahre auf eine Umgehungsstraße oder die Renovierung der Schule warten. Als Landbewohner fühlt man sich betrogen, da man zwar auch immer mehr Steuern und Abgaben zahlen muss, aber so gut wie nie etwas für die eigene Infrastruktur zurück bekommt. Wenn dann solche schwarzen Löcher für Steuergelder, wie Hamburg, Berlin, NRW mit ihrer Asylantenfreundlichkeit angeben und dem Kleinstädter sagen dass er ein Nazi ist, weil er das nicht will, dann wird auch mal ein neuer Führer gewählt, der den Sumpf aufräumen soll (drain the swamp). Wenn eine ehemals glorreiche Stadt wie Chicago derart darnieder liegt, mit unbezahlbaren Schulden und Kriminalitätsraten wie im Kongo, dann will der Kleinstädter dass das nicht herüber schwappt oder von ihm bezahlt werden muss. Wenn Führer Trump verspricht dass er da mal kräftig aufräumt, dann haben die Leute auf dem Land wieder Hoffnung.

Die Leute auf dem Land sind ja nicht unbedingt dümmer als die in der Stadt. Aber sie reden da halt anderes. Meist ziemlich freundlich aber gerade heraus. Man kennt sich halt und weiß seine Pappenheimer einzuschätzen. Trump hatte sein ganzes Leben mit Bauarbeitern zu tun und in dem Milieu geht es auch mal sprachlich etwas rauer zur Sache. Mag sein dass viele die geschnörkelte, elitäre Sprache vieler Politiker erst gar nicht verstehen. Viel eher ist es aber so, dass der Kleinstädter bei dieser Art von Kommunikation aufhorcht und misstrauisch wird. Er hat eben die Erfahrung gemacht, dass die professoralen und poetischen Schwätzer ihm nie einen Vorteil gebracht haben, sondern ihn immer nur ausnutzten. Das war ein Glücksfall für Trump, denn er hat so gesprochen, dass die Leute ihn verstanden haben. Wenn Merkel meint das wäre nicht ihr Duktus, dann versteht keiner was sie will und sie versteht auch den normalen Bürger nicht.

Also Herles, die executive-order-show die Trump abgezogen hat ist ganz im Sinne seiner Wähler. Es sagt, seht her ich mache jetzt gleich und sofort alles was ich versprochen habe um eure Zivilisation zu retten. König Obama ist weg, jetzt ist euer König Trump dran. Wir haben gewonnen. Er hat auch vorher in Interviews kommuniziert, was er alles nicht sofort machen kann, damit SEINE Wähler nicht enttäuscht sind. Mit dem Tobsuchtsanfall der Linken und der Medien musste er rechnen. Die Medien hatte er beizeiten schon abgebürstet. Kein Trump Anhänger glaubt dem was die New York Times oder CNN erzählen. Egal was die schreiben, er verliert damit keinen einzigen Wähler. Ganz im Gegenteil, durch die Übertreibungen und Falschdarstellungen in den Medien denkt der Trump Fan nur insgeheim „Lügenpresse, Lügenpresse“ und er gewinnt eher noch potentielle Wähler hinzu. Selbst wenn etwas schief geht kann er entweder auf die RINO’s (republican in name only) zeigen oder auf Linke und Demokraten in den Verwaltungen, die seine Befehle verweigern. Jedes Mal wenn er einem Sozi mit „You’re fired“ den Arschtritt gibt, den der nach landläufiger Meinung sowieso verdient hat, dann lieben sie ihn noch mehr – Amerikaner mögen Trash-TV – ich versteh auch nicht warum, ist aber so.

Hätte er das auch viel diplomatischer und eleganter machen können? Ja, ich denke das kann er. Aber er will nicht in die gleiche Falle laufen, in die Obama getapst ist. Er braucht in 2 Jahren, wenn wieder haufenweise Senatoren und Representatives gewählt werden, ein Haus und einen Senat die jeweils eine Republikaner Mehrheit haben und auch möglichst wenige Abtrünnige (RINO’s) enthalten. Viele seiner Vorhaben sind nicht in 2 Jahren umsetzbar, sondern erst in 4 oder 8. Ich denke alles was er in den nächsten zwei Jahren macht ist dieser Strategie untergeordnet.

Herles meint „Kein Präsident sollte bloß seine Anhänger beglücken.“. Sorry, da versteht jemand die USA nicht. „Winner takes all“ ist dort eine ganz normale Einstellung. Die Verweichlichung die durch die Linken vor allem in den Schulen Einzug gehalten hat – jeder Teilnehmer bekommt einen Trostpreis – ist in der Geschäftswelt unakzeptabel. Es ist ein bitteres Erwachen für die Schüler und Studenten, wenn sie zum ersten Mal in ihrem Leben keinen Trostpreis bekommen und sie ihre Schulden für’s Soziologie-Studium ohne Anschlussverwendung mit Hamburger braten abstottern müssen. Aber wie sollen die sonst je erwachsen werden? Wenn sie die Trotzphase überwunden haben werden sie sich an die Regeln für Erwachsene schon bald gewöhnen. Warum sollte gerade Trump denen die Windeln wechseln, die sich die letzten 18 Monate nur durch Blockaden, Brandstiftung, Steine- und Eier-werfen besonders hervor getan haben?

Auch in einer Demokratie geht’s nur um die Macht. Schönheitspreise für zweite Sieger fallen die nächsten 8 Jahre leider aus.